23.
Jul 2021

Dieselgate: Auch Hymer-Fahrzeuge sind betroffen

Seit die Staatsanwaltschaft Frankfurt im vergangenen Jahr verkündete, dass auch die Abgasreinigung von Wohnmobilen illegal manipuliert wurde, ist die Unsicherheit in der Camping-Szene groß. Schnell war klar, dass quasi alle großen Wohnmobil-Hersteller von dem Wohnmobil-Abgasskandal betroffen sind. Dies gilt auch für Hymer-Wohnmobile.

Hymer ist einer der größte Wohnmobil-Hersteller Europas

Hymer zählt zu den größten Herstellern von Wohnmobilen in ganz Europa. Neben der gleichnamigen Eigenmarke gehören unter anderem auch Bürstner, Dethleffs, Eriba, Laika Caravans, Niesmann + Bischoff, LMC, TEC und Capron zur Erwin Hymer Group, die ihren Hauptsitz im deutschen Bad Waldsee hat.

Auch innerhalb der Hymer-Gruppe gilt der Fiat Ducato als besonders beliebtes Fahrgestell. Generell bildet der Ducato die Basis von rund zwei Dritteln aller Wohnmobile in Europa. Doch das Nutzfahrzeug wird seinem Ruf als hochwertiges Auto nicht in allen Belangen gerecht.

Fiat Ducato wurde illegal manipuliert

So soll die Abgasreinigung von Fiat Ducato-Modellen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 illegal manipuliert worden sein. Das bedeutet, dass auch die Hymer-Fahrzeuge, die auf diesen Modellen aufgebaut sind, ebenfalls vom Abgasskandal betroffen sind.

Konkret soll die Abgasreinigung der Fahrzeuge durch die Motorsteuerung teilweise ab 22 Minuten komplett herunter- und der Schadstoffausstoß dementsprechend maximal hochgefahren werden. Dadurch konnten die manipulierten Ducatos die Straßenzulassung erhalten, da amtliche Abgastests in der Regel nur bis zu 20 Minuten andauern. Dass die Fahrzeuge danach unerlaubt viele Stickoxide in die Luft ausstoßen, ist natürlich dennoch illegal.

 

Wusste Hymer von den Manipulationen?

Hymer selbst hat sich bislang noch nicht zu dem Thema geäußert. Nach dem bisherigen Erkenntnisstand ist es unklar, ob Hymer von den Manipulationen wusste. Dementsprechend richten sich die Schadensersatzansprüche von betroffenen Hymer-Haltern in der Sache nicht gegen die Hymer-Gruppe oder eine ihrer Tochterunternehmen, sondern gegen Fiat bzw. dessen Motorenhersteller FPT Industrial. Von diesen gingen die Manipulationen nämlich definitiv aus.

Schadensersatzansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal

Die manipulierten Hymer-Wohnmobile stoßen unerlaubt viele Schadstoffe aus und könnten daher jederzeit stillgelegt werden, wenn dieser Mangel nicht behoben wird. Darüber hinaus hat der PKW-Abgasskandal gezeigt, dass nachweislich manipulierte Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich weniger einbringen als nicht-manipulierte Autos. Letztlich hätten die Besitzer ihre Abgasskandal-Autos nicht zu denselben Konditionen erworben, wenn diese zum Kaufzeitpunkt von dem Betrug gewusst hätten.

Unter anderem deshalb haben betroffene Fahrzeughalter die Möglichkeit, mit Hilfe einer Anwaltskanzlei Schadensersatzansprüche in der Sache geltend machen. So besteht unter anderem die Möglichkeit, das manipulierte Wohnmobil an den verantwortlichen Motoren-Hersteller zurückzugeben, um im Gegenzug eine Entschädigung zu erhalten, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert.

Dass die Halter von illegal manipulierten Automobilen Anspruch auf Schadensersatz haben, hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe im Rahmen eines Grundsatzurteils im Mai 2020 entschieden. Das Urteil, das von der Kanzlei Goldenstein erwirkt wurde, bezieht sich auf den VW-Abgasskandal. Die Entscheidung lässt sich jedoch grundsätzlich auf sämtliche illegal manipulierten Fahrzeuge übertragen.

 

Fiat entschädigte US-Kunden bereits – EU-Gericht entscheidet verbraucherfreundlich 

Im Januar 2019 einigte sich der Konzern Fiat Chrysler darauf, den Dieselskandal-Streit mit der US-Justiz gegen eine Zahlung in Höhe von 700 Millionen Dollar beizulegen. Zudem wurde Fiat Chrysler auch zur Realisierung von Umweltprojekten sowie einer Nachrüstung von mehr als 100.000 Fahrzeugen verpflichtet. In Europa zeigt sich der Konzern diesbezüglich bislang jedoch nicht sehr kooperativ. 

Zuletzt entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) jedoch, dass sämtliche Abschalteinrichtungen illegal sind, wenn diese zu unterschiedlichen Abgasausstoß zwischen Prüfstand und Normalbetrieb führen. Dieses Urteil setzt nahezu sämtliche Autobauer – so auch Fiat und Iveco – unter Druck.  

Tatsächlich hat nämlich nahezu jeder Fahrzeughersteller in Europa illegale Abschalteinrichtungen verbaut. Verbraucherschutz-Experten gehen deshalb davon aus, dass der Abgasskandal nun die gesamte Automobilindustrie einholt und betroffene Verbraucher beste Chancen auf eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer Schadensersatzansprüche haben. 

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