03.
Mai 2021

Zulieferer müssen sich wegen des Abgasskandals verantworten

Im Rahmen des Abgasskandals wurde aktuell erstmals auch der Mitarbeiter eines Automobilzulieferers angeklagt. Der Tatvorwurf lautet unter anderem Beihilfe zum Betrug in Tateinheit mit Steuerhinterziehung. Tatsächlich haben mehrere Zulieferer bereits Strafzahlungen im Zusammenhang mit der Manipulation von Diesel-Fahrzeugen akzeptiert. Aber welche Rolle spielten die Zulieferer im Abgasskandal genau?

Was Abgasoptimierung für die Zuliefererindustrie bedeutet

Mehrere Automobilzulieferer waren mindestens indirekt am Abgasskandal beteiligt. Das geht nicht zuletzt aus der öffentlich-rechtlichen Dokumentation #Dieselgate hervor. Die Doku beleuchtet unter anderem den Fall eines ehemaligen Bosch-Mitarbeiter, der schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Arbeitgeber erhebt.

So wurde der Abgas-Ingenieur mutmaßlich gekündigt, weil er sich offen gegen die illegale Manipulation von Automobilen aussprach. Mittlerweile ist der Mann erfolgreich gegen seine Kündigung vorgegangen und erhielt eine Entschädigung von Bosch. In der Dokumentation erklärt er, wieso er die Arbeitsweisen in der Zuliefererindustrie offen kritisierte.

Konkret habe ihn die Aufgabe der Abgasoptimierung bei seinem Diensteintritt gereizt, da er Verkehrsfahrzeuge sauberer machen wollte. Allerdings musste er schnell erkennen, dass das Wort Abgasoptimierung in der Zuliefererindustrie ganz anders ausgelegt wurde. Demnach hatten die Zulieferer gar kein Interesse daran, die hergestellten Motoren umweltfreundlicher zu machen.

Vielmehr ging es darum, den Automobilherstellern Lösungen zu präsentieren, wie ihre Fahrzeuge die geltenden Umweltauflagen möglichst kostengünstig während des Zulassungsprozesses einhielten. Das Ergebnis: Weltweit wurden mehrere Millionen manipulierte PKW von nahezu sämtlichen Herstellern verkauft. Die Fahrzeuge waren im Testbetrieb sauber, stießen im normalen Straßenbetrieb jedoch extrem viele Schadstoffe aus und belasteten die Umwelt enorm. Dieser Betrug ging als sogenannter Dieselskandal in die Geschichtsbücher ein.

Automobilzulieferer mussten Bußgelder in Millionenhöhe zahlen

Was der Ex-Bosch-Mitarbeiter erzählt, ist längst bewiesen und so musste sich die Robert Bosch GmbH auch bereits für ihr Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Abgasskandal verantworten. Im Mai 2019 zahlte das Unternehmen ein Bußgeld in Höhe von 90 Millionen Euro.

Die Strafe wurde Bosch aufgetragen, da der Konzern rund 17 Millionen Steuergeräten an Volkswagen geliefert hatte, mit denen der Wolfsburger Konzern die Abgasreinigung seiner Diesel-Fahrzeuge manipulieren konnte. Mittlerweile ist klar, dass Bosch unter anderem auch Fiat bei der Fahrzeug-Manipulation unterstützt hat.

Der Dieselskandal betrifft allerdings nicht nur nahezu sämtliche Automobilhersteller, sondern auch fast alle großen Zulieferer. In der #Dieselgate-Doku erzählen mehrere Fachkräfte aus der Zuliefererindustrie, dass die Manipulationen branchenintern jedem bekannt waren.

So verwundert es nicht, dass auch Zulieferer wie ZF Friedrichshafen und IAV bereits Bußgelder in Millionenhöhe aufbringen mussten, da sie der Automobilindustrie Lösungen entwickelten, mit denen diese ihre Fahrzeuge manipulieren konnte. Auch der Autozulieferer Continental steht bereits länger unter Verdacht, an dem Wirtschaftsskandal beteiligt gewesen zu sein. Ein Bußgeld musste Continental bislang allerdings noch nicht zahlen.

Die Folgen des Abgasskandals

Aufgrund des Abgasskandals wurde die Umwelt jahrelang deutlich stärker von neuen Automobilen belastet, als es eigentlich hätte sein dürfen. Unter anderem deshalb wurden in einigen deutschen Städten mittlerweile sogar Diesel-Fahrverbotszonen eingerichtet, denn die erhöhte Schadstoffbelastung führt unter anderem zu gesundheitlichen Schäden von Menschen und Tieren.

Darüber hinaus ist der Markt für Diesel-Fahrzeuge seit dem Bekanntwerden des Skandals massiv eingebrochen. Insbesondere die Nachfrage nach nachweislich manipulierten Fahrzeugen ist enorm zurückgegangen, weshalb die Fahrzeuge stark an Wert verloren haben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Fahrzeuge jederzeit die Straßenzulassung verlieren könnten, da sie die vorgeschriebenen Umweltrichtlinien im normalen Betrieb nicht einhalten.

Das sind die Rechte von betroffenen PKW-Besitzern

Unter anderem wegen dieses Wertverlustes können die Besitzer von manipulierten Fahrzeugen die Auszahlung des vollständigen Kaufpreises ihres Fahrzeuges bei dem jeweiligen Hersteller geltend machen und ihr Auto dafür zurückgeben. Die jeweilige Entschädigungssumme im Dieselskandal setzt sich in diesem Fall aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer Nutzungsentschädigung zusammen. Letztere ist abhängig von der individuellen Laufleistung des jeweiligen Fahrzeuges. Darüber hinaus erhalten die betroffenen Kläger Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen.

Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. In diesem Fall lassen sich etwa 20 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises in Form einer finanziellen Entschädigung durchsetzen.

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