12.
Jan 2023

Tesla-Reichweite: Rechtsansprüche wegen falscher Angaben bestehen

Tesla gilt als Pionier der Elektromobilität. Doch die E-Autos des US-Unternehmens halten nicht immer, was ihren Besitzern vor dem Kauf versprochen wurde. So liegt die Reichweite einiger Tesla-Fahrzeuge im Normalbetrieb deutlich unter den vom Hersteller beworbenen Werten. Betroffene Fahrzeughalter können deshalb Gewährleistungsansprüche durchsetzen und sich finanzielle Entschädigungen sichern.

 

Tesla-Fahrzeuge schaffen hohe Reichweite nur unter bestimmten Bedingungen 

Deutsche Kritiker der Elektromobilität bemängeln vor allem die vorhandene Lade-Infrastruktur sowie die geringen Reichweiten der aktuellen Fahrzeugmodelle. Zumindest eines dieser Probleme will Tesla bereits seit Längerem gelöst haben. Der Autohersteller aus Kalifornien gibt nämlich an, dass seine Fahrzeuge ohne erneutes Laden bis zu 600 Kilometer fahren können. Doch Erfahrungswerte von Tesla-Besitzern sowie unabhängige Testergebnisse stimmen oft nicht mit diesen Herstellerangaben überein. 

So schaffen Tesla-Fahrzeuge die beworbenen Reichweiten nur unter perfekten Bedingungen. Allein schon durch die Tatsache, dass es vergleichsweise geringe Außentemperaturen gibt, kann die mögliche Reichweite von Tesla-Fahrzeugen um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Der ADAC kommt zu dem Ergebnis, dass ein Tesla Model 3 selbst unter vergleichsweise normalen Fahrbedingungen lediglich 305 statt 430 Kilometer ohne weiteren Ladevorgang schafft. Das ist ein erheblicher Unterschied.

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Tesla hat weltweit juristische Probleme wegen Fahrzeug-Reichweiten 

In Südkorea muss Tesla wegen der falschen Reichweiten-Angaben nun sogar eine Strafzahlung in Höhe von mehr als 2 Millionen US-Dollar aufbringen. Doch diese – für Teslas Verhältnisse vergleichsweise geringe – Summe könnte sogar nur die Spitze des Eisbergs sein. Auf der ganzen Welt wehren sich nämlich Tesla-Fahrer bereits juristisch dagegen, dass ihre Fahrzeuge unter normalen Fahrbedingungen recht schnell wieder zur nächstgelegenen Ladestation manövriert werden müssen. 

In den USA gehen bereits seit Jahren mehrere Tesla-Fahrer wegen der falschen Reichweiten-Angaben gegen das Unternehmen vor. Demnach soll Tesla die Reichweite des Model S und des Model X teilweise im Nachhinein mit Hilfe eines Software-Updates drastisch reduziert haben. Tesla bestreitet diesen Vorwurf nicht einmal. Das Unternehmen argumentiert aber, dass durch diese Maßnahme die Batterie langlebiger gemacht wurde. Das sorgt allerdings nicht dafür, dass sich Tesla vor Entschädigungszahlungen drücken kann. 

Auch in Deutschland können sich betroffene Fahrzeughalter dagegen wehren, wenn sich die tatsächliche Reichweite ihres Elektroautos erheblich von der vom Händler versprochenen Reichweite unterscheidet. Diesbezüglich kann bereits ein Unterschied in Höhe von 10 bis 15 Prozent entscheidend sein, da dieses Reichweitendefizit sofort spürbar ist. Wer sich über die geringe Reichweite des eigenen Fahrzeugs ärgert, sollte sich daher in jedem Fall einmal juristisch beraten lassen. 

Reichweiten-Betrug bei Tesla: Diese Ansprüche bestehen in Deutschland 

In Deutschland können Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben innerhalb von zwei Jahren nach der Fahrzeugübergabe eines Neuwagens geltend machen. Bei Gebrauchtwagen, die von einem Händler erworben wurden, beträgt diese Frist mindestens ein Jahr.

Zunächst muss der Fahrzeughändler bzw. -verkäufer die Möglichkeit erhalten, den vorhandenen Mangel zu beseitigen. Bislang ist allerdings noch kein Fall bekannt, in dem das Reichweitendefizit eines Tesla-Autos von dem zuständigen Händler gelöst werden konnte. Sobald die eingeräumte Frist für die Mangelbeseitigungen verstrichen ist, besteht die Möglichkeit, den verantwortlichen Händler zur Rücknahme des betroffenen Fahrzeugs zu bringen, um im Gegenzug den vollständigen Kaufpreis zurückzubekommen. Alternativ kann das eigene Fahrzeug aber auch behalten und lediglich ein Teil des eigentlichen Kaufpreises zurückgefordert werden. Auf diesem Weg ist es möglich, etwa ein Viertel des ursprünglich gezahlten Kaufpreises zurückzuerhalten.  

Goldenstein Rechtsanwälte unterstützt Tesla-Fahrer dabei, ihre bestehenden Ansprüche wegen falscher Reichweiten-Angaben durchzusetzen. Die Experten der Kanzlei beraten betroffene Tesla-Fahrer kostenfrei bezüglich ihrer rechtlichen Möglichkeiten in der Sache und unterstützen diese auf Wunsch bei der Durchsetzung ihrer Gewährleistungsansprüche. 

 

Claus Goldenstein, Rechtsanwalt und Geschäftsführer von Goldenstein Rechtsanwälte, beantwortet nachfolgend die wichtigsten Fragen zum Thema: 

 

Wer kann wegen falscher Reichweiten-Angaben Rechtsansprüche geltend machen? 

Generell kann sich jeder Besitzer eines Elektroautos gegen fehlerhafte Reichweiten-Versprechen wehren, sofern eine erhebliche Abweichung vorliegt. Erfahrungsgemäß ist dies der Fall, wenn die tatsächliche Reichweite sich um mindestens 10 Prozent von der beworbenen Reichweite unterscheidet.  

Darüber hinaus ist es wichtig, die eigenen Ansprüche rechtzeitig geltend zu machen. Für Neufahrzeuge lassen sich Gewährleistungsansprüche innerhalb von zwei Jahren ab dem Zeitpunkt der Fahrzeugübergabe geltend machen. Für Gebrauchtwagen beträgt die Gewährleistungsfrist hingegen im Normalfall nur ein Jahr, wenn das jeweilige Fahrzeug bei einem Händler erworben wurde.  

 

Können nur Tesla-Halter Rechtsansprüche wegen falscher Reichweiten-Angaben geltend machen? 

Nein. Jeder Besitzer eines Elektroautos, der einen erheblichen Unterschied zwischen tatsächlicher und beworbener Fahrzeug-Reichweite feststellt, kann sich deshalb juristisch zur Wehr setzen. Tatsächlich haben auch schon Halter von Fahrzeugen anderer Hersteller in der Sache Klagen eingereicht. 

 

Wie lange habe ich Zeit, um meine Ansprüche wegen falscher Tesla-Reichweiten geltend zu machen? 

Wenn es sich um ein Neufahrzeug handelt, können Gewährleistungsansprüche innerhalb von zwei Jahren ab dem Zeitpunkt, an dem das Fahrzeug übergeben wurde, durchgesetzt werden. Bei einem Gebrauchtwagen-Kauf bestehen Gewährleistungsansprüche hingegen oftmals lediglich ein Jahr lang.  

 

Gegenüber wem werden die Ansprüche geltend gemacht? 

Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Fahrzeug-Reichweiten werden immer gegenüber dem jeweiligen Händler bzw. Verkäufer durchgesetzt. 

 

Wie viel Geld kann ich zurückerhalten? 

Grundsätzlich ist es möglich, den kompletten Kaufpreis zurückzuerhalten, wenn das eigene Fahrzeug zurückgegeben wird. Alternativ besteht aber auch die Option, den ursprünglichen Kaufpreis im Nachhinein zu mindern oder ein gleichwertiges Fahrzeug als Ersatz zu erhalten. 

 

Können auch Leasingnehmer Rechtsansprüche wegen fehlerhafter Reichweitenangaben durchsetzen? 

Auch Leasingnehmer können Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweitenangaben durchsetzen. Diese haben beispielsweise die Möglichkeit, ihr Fahrzeug an den jeweiligen Händler zurückzugeben, um im Gegenzug ihre Anzahlung und die bisher geleisteten Leasingraten zurückzuerhalten. 

 

Muss ich mein Auto zurückgeben, wenn ich Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben durchsetze? 

Wenn Sie Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben geltend machen, muss der jeweilige Fahrzeughändler zunächst die Möglichkeit erhalten, den vorhandenen Mangel zu beseitigen. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die möglichen Reichweiten des jeweiligen Fahrzeugs von dem Händler verlängert werden können. 

Sollte dies nicht gelingen, können Sie die Rückgabe Ihres Fahrzeugs durchsetzen. Grundsätzlich besteht aber beispielsweise auch die Option, das eigene Fahrzeug zu behalten, um lediglich den ursprünglich gezahlten Kaufpreis zu mindern. Schließlich hätten Sie für Ihr Fahrzeug wohl deutlich weniger gezahlt, wenn die mangelhafte Reichweite zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre. 

 

Können auch Ansprüche für Firmenwagen durchgesetzt werden? 

Wenn Sie Ihr Fahrzeug als Unternehmen bzw. Unternehmer gekauft haben, können Sie ebenfalls Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben durchsetzen. Allerdings müssen Sie sich in diesem Fall möglicherweise einen Wertersatz für die bisher zurückgelegten Kilometer von der möglichen Kaufpreis-Erstattung abziehen lassen.  

 

Wie lange dauert es, bis ich mein Geld erhalte? 

Wenn Sie Ihre Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben durchsetzen, müssen Sie den jeweiligen Verkäufer zunächst dazu auffordern, den vorhandenen Mangel zu beseitigen. Sollte dieser dazu nicht in der Lage sein, können Sie eine Klage einreichen. Im Normalfall vergehen zwischen der Einreichung einer Klage und der mündlichen Verhandlung vor Gericht mehrere Monate. In dieser Zeit ist es bereits möglich, eine außergerichtliche Einigung mit dem Händler zu erzielen, um beispielsweise Verfahrenskosten zu sparen. Ansonsten vergehen im Normalfall etwa sechs Monate zwischen der Einreichung einer Klage und einem Urteil, wobei sich dieser zeitliche Ablauf von Gericht zu Gericht unterscheidet. Grundsätzlich besteht zudem die Möglichkeit, dass sich ein Verfahren über mehrere gerichtlichen Instanzen zieht. Zusammengefasst können Gewährleistungsansprüche also bereits innerhalb weniger Wochen erfolgreich durchgesetzt werden. Es können aber auch mehrere Jahre bis zu einer erfolgreichen Rechtsdurchsetzung vergehen. 

 

Wie teuer ist eine Klage? 

Die Kosten für die Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen wegen fehlerhafter Reichweiten-Angaben hängen von mehreren Faktoren ab. Generell gilt: Wenn Sie rechtsschutzversichert sind und Ihre Rechtsschutzversicherung die Klage deckt, entstehen für Sie – bis auf die vertraglich vereinbarte Selbstbeteiligung – keine Kosten. Gern klären wir Sie im Einzelgespräch kostenfrei darüber auf, welche Einflussfaktoren die Kosten einer solchen Klage beeinflussen.  

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