27.
Okt 2021

Auch Mercedes-Wohnmobile wurden manipuliert

Vor knapp einem Jahr verkündete die Staatsanwaltschaft Frankfurt, dass allein in Deutschland bis zu 200.000 Wohnmobile mit Fiat-Fahrgestellen vom Abgasskandal betroffen sein könnten. Seitdem herrscht viel Unsicherheit in der Campingszene. Schon länger ist zudem bekannt, dass auch Wohnmobile mit Mercedes-Benz-Fahrgestellen illegal manipuliert wurden. Betroffene Fahrzeughalter konnten deshalb bereits erfolgreich Schadensersatzansprüche durchsetzen.

Diese Mercedes-Modelle betrifft der Wohnmobil-Abgasskandal

Während der Fiat Ducato allgemein als beliebtestes Fahrgestell für den Bau von Wohnmobilen gilt, zählen auch Mercedes-Benz-Fahrzeuge wie die V-Klasse, der Vito, der Viano und der Sprinter zu beliebten Wohnmobil-Basismodellen und werden von zahlreichen Wohnmobil-Herstellern verbaut. Zudem verkauft Mercedes-Benz sogar selbst Camper unter dem Namen Marco Polo.

Die manipulierten Wohnmobile mit Mercedes-Fahrgestellen enthalten Diesel-Motoren mit den Bezeichnungen OM 622, OM 626, OM651. Seit 2018 wurden die betroffenen PKW vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wegen des Abgasskandals zurückgerufen. Teilweise erhalten Wohnmobil-Besitzer jedoch erst heute die entsprechenden Rückrufschreiben. So ruft Daimler aktuell beispielsweise allein in Deutschland mehr als 200.000 Fahrzeuge der Modellreihen Sprinter, Viano und Vito unter den unter den Rückruf-Codes NC2II651R bzw. NC3II6515R in die Werkstatt.

 

So funktionieren die Abschalteinrichtungen von Daimler

Die betroffenen Fahrzeuge wurden so manipuliert, dass ihre Abgasreinigung nur während offizieller Zulassungstests einwandfrei funktioniert. Die PKW erkennen anhand bestimmter Parameter, wenn sie sich im Testbetrieb befinden und schalten in diesem Moment in einen umweltfreundlichen Modus. Nur deshalb konnten sie zugelassen werden, obwohl sie die vorgeschriebenen Umweltrichtlinien der EU eigentlich nicht erfüllen.

Insgesamt entdeckte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bislang fünf verschiedene Abschalteinrichtungen in Daimler-Fahrzeugen. Die betroffenen PKW passen ihren Abgasausstoß teilweise durch die sogenannte Kühlmittel-Sollwert-Temperaturregelung an. Das bedeutet, dass die Kühlmittelsolltemperatur im Testbetrieb heruntergefahren wird und damit auch der Abgasausstoß.

Darüber hinaus entdeckte das KBA unter anderem, dass einige Mercedes-Benz-Fahrzeuge unter Prüfbedingungen die Abgasnachbehandlung per SCR-Katalysator in einem effektiven Modus durchführen und ihre Schadstoffe somit gesetzeskonform filtern. Im Normalbetrieb stoßen die PKW hingegen unerlaubt viele Schadstoffe aus. Diese Form der Manipulation ist ganz klar illegal.

 

Diese Rechte haben betroffene Fahrzeughalter

Aufgrund dieser festgestellten Mängel ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt bereits den Rückruf von europaweit 1,4 Millionen Fahrzeugen an. Allein in Deutschland rief die deutsche Behörde mehr als 550.000 manipulierte Mercedes-Autos zurück.

Wegen des Abgasskandals haben die Halter von manipulierten Fahrzeugen die Möglichkeit, ihr manipuliertes Fahrzeug an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben, um sich im Gegenzug eine hohe Entschädigung zu sichern. Alternativ besteht auch die Option, das manipulierte Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. In diesem Fall lässt sich etwa 20 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises in Form von Schadensersatz durchsetzen.

Abgasskandal-Klagen sind oft ohne finanzielles Risiko möglich. Sämtliche Rechtsschutzversicherungen übernehmen nämlich alle anfallenden Kosten für ihre Kunden. Wer nicht versichert ist, kann zudem auf die Dienste eines sogenannten Prozesskostenfinanzierers zurückgreifen. Dieser übernimmt das komplette Verfahrensrisiko für Verbraucher und bezieht ausschließlich im Erfolgsfall eine geringe Provision für diese Dienste.

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