05.
Nov 2021

Gutachten belegt Manipulationen von Mercedes-Autos

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat aktuell ein Gutachten veröffentlicht, das die Manipulation von Mercedes-Fahrzeugen endgültig belegt. In dem 30-seitigen Papier wird exakt beschrieben, mit welcher Dreistigkeit die Motorenentwickler von Daimler ihre Diesel-Fahrzeuge so manipuliert haben, dass diese nur während amtlicher Zulassungstests saubere Abgaswerte erzielten. Betroffene PKW-Halter sollten sich spätestens jetzt bezüglich ihrer rechtlichen Möglichkeiten in der Sache beraten lassen.

Daimler setzte auf acht verschiedene Abschalteinrichtungen

Aus dem Gutachten geht hervor, dass Daimler in Mercedes-Fahrzeugen mit dem Diesel-Motor OM642 insgesamt acht verschiedene Abschalteinrichtungen verbaut hat. Diese reduzieren die Abgasreinigung, sodass die betroffenen Fahrzeuge im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viel Stickoxide ausstoßen.

Während amtlicher Zulassungstests hielten die PKW die vorgeschriebenen Umweltwerte jedoch ein. Nur deshalb erhielten die manipulierten Fahrzeuge auch die Typengenehmigung. Doch wie war das möglich?

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So wurden die Mercedes-Benz-Fahrzeuge manipuliert

Vor allem der SCR-Katalysator, der Stickoxide aus den Abgasen mit Hilfe von AdBlue-Flüssigkeit unschädlich machen soll, spielt im Zusammenhang mit dem Mercedes-Abgasskandal eine besonders große Rolle. Die Motorenentwickler von Daimler durften für den AdBlue-Tank nämlich nicht zu viel Platz im Fahrzeug einplanen, damit der Kofferraum noch geräumig genug war. Gleichzeitig sollten die Mercedes-Kunden die AdBlue-Flüssigkeit aber zwischen den Wartungsintervallen nicht selbst auffüllen müssen.

Als Lösung für dieses Dilemma wurde eine Software entwickelt, die den AdBlue-Verbrauch reduzierte. Aus dem aktuell veröffentlichten Gutachten geht hervor, dass der SCR-Katalysator in manchen Situationen sehr effizient funktionieren, in anderen hingegen kaum Abgase reinigen sollte.

Besonders brisant ist, die Motorsteuerung bereits nach einer Laufleistung in Höhe von 3000 Kilometern fast dauerhaft in den schmutzigen Zustand schaltete. Dadurch konnten die Fahrzeuge die Abgastests für die Typengenehmigung bestehen, ohne im normalen Straßenbetrieb extrem viel AdBlue verbrauchen zu müssen.

Diese Mercedes-Autos sind vom Abgasskandal betroffen

Diese Form der Abschalteinrichtung ist eindeutig illegal. Die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) gaben im vergangenen Jahr bekannt, dass Automobile auf dem Prüfstand die gleichen Abgaswerte erzielen müssen wie im späteren Straßenbetrieb. Das trifft definitiv nicht auf die manipulierten Mercedes-Benz-Autos zu.

Neben Fahrzeugen mit dem OM642-Motor sind auch PKW-Modelle mit den Diesel-Motoren OM607, OM622, OM626, OM640 und OM651 vom Mercedes-Abgasskandal betroffen. Die Vier- bzw. Sechszylindermotoren wurden in beinahe sämtlichen Fahrzeugklassen von Mercedes-Benz verbaut. Dies betrifft die A-, B-, C-, E,- G-, R-, S- und V-Klasse sowie die Modellreihen CLA, CLS, GLC, GLE, GLK, GLE, ML, Sprinter Vito und Viano.

Gutachter wertet Mercedes Software-Update als Schuldeingeständnis

Teilweise kontaktierte Daimler betroffene PKW-Halter bereits freiwillig, um die Abgasreinigung der manipulierten PKW mit Hilfe eines Software-Updates zu normalisieren. Teilweise mussten die Fahrzeuge aber auch im Rahmen eines verpflichtenden Rückrufs durch das Kraftfahrt-Bundesamt eine Software-Aktualisierung erhalten.

Aus dem Gutachten geht hervor, dass diese Software-Updates alle acht Abschalteinrichtungen entfernen, die von dem Sachverständigengutachter identifiziert wurde. Dieser sieht darin ein Schuldeingeständnis seitens Daimler. Schließlich hätte der Konzern diese Software nicht aktualisieren müssen, wenn ihre Funktionsweise legal gewesen wäre.

Verbraucheranwalt: Verbraucher haben Anspruch auf Schadensersatz

“Wer ein manipuliertes Auto erworben hat, hätte diesen Kauf sicherlich nicht zu denselben Konditionen abgeschlossen, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre. Schließlich haben die manipulierten Autos dadurch unter anderem massiv an Wert verloren. Zudem sind Folgeschäden aufgrund durchgeführter Software-Updates nicht auszuschließen. Die Fahrzeuge wurden schließlich nicht für eine gesetzeskonforme Abgasreinigung konzipiert“, kommentiert der Rechtsanwalt Claus Goldenstein, Inhaber der gleichnamigen Kanzlei. Er ergänzt:

„Deshalb haben betroffene Verbraucher auch Anspruch auf Schadensersatz. Doch bislang hat ein Großteil der Halter von manipulierten Mercedes-Autos die eigenen Rechtsansprüche noch nicht gegenüber Daimler geltend gemacht. An dieser Situation kann auch die Musterfeststellungsklage, deren Klageregister vor wenigen Tagen eröffnet wurde, kann diese Situation nur geringfügig verändern.“

Verbraucher sollten sich vor Teilnahme an Mercedes-Musterklage beraten lassen

“An der Musterklage gegen Daimler können sich höchstens 50.000 Halter beteiligen. Die Klage richtet sich nur an Besitzer der Mercedes-Modelle GLC und GLK mit dem Diesel-Motor OM651. Besitzer von Fahrzeugen mit dem OM642-Motor, für die das heute veröffentlichte Gutachten relevant ist, können sich nicht erfolgreich an der Musterklage beteiligen.

Die Erfahrung mit der VW-Musterklage hat zudem gezeigt, dass eine solche Verbandsklage nicht wirklich effizient ist. Letztlich erhielten nämlich nur rund 260.000 der mehr als 400.000 Klageteilnehmer ein Vergleichsangebot von VW. Wer das Angebot annahm, musste sein Fahrzeug behalten, auf weitere Rechtsansprüche verzichten und erhielt eine deutlich niedrigere Entschädigung als Einzelkläger.

Betroffenen Mercedes-Haltern raten wir von Goldenstein Rechtsanwälte dazu, sich vor der Teilnahme an der Musterfeststellungsklage beraten zu lassen. Wir von Goldenstein Rechtsanwälte klären betroffene Verbraucher gern kostenfrei über ihre Rechte auf und erklären diesen, ob eine Teilnahme an der Musterklage für sie Sinn ergibt.”, erklärt Claus Goldenstein abschließend.

Diese Rechte haben die Besitzer von manipulierten Fahrzeugen

Wer ein illegal manipuliertes Fahrzeug besitzt, hat grundsätzlich die Möglichkeit, das Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug lässt sich eine finanzielle Entschädigung durchsetzen, die sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer sogenannten Nutzungsentschädigung zusammensetzt. Darüber hinaus erhalten die Kläger ab dem Tag der Klage-Einreichung Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen.

Alternativ besteht auch die Option, das manipulierte Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. In diesem Fall lassen sich etwa 20 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises in Form von Schadensersatz durchsetzen.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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