11.
Sep 2020

Abgasskandal in Österreich: Wieso Schadensersatz in Deutschland winkt

Die Rechtslage für österreichische Verbraucher im Dieselskandal wurde bislang noch nicht abschließend geklärt. Doch Österreicher profitieren in der Sache von der juristischen Situation in Deutschland. Dort ist nämlich klar, dass betroffene Halter von manipulierten VW-Fahrzeugen Anspruch auf Schadensersatz haben. Dies wurde durch ein Grundsatzurteil ermöglicht, dass die Kanzlei Goldenstein im Mai 2020 erwirkte. Doch wieso können Österreicher ihre Rechte eigentlich in Deutschland durchsetzen? 

 

Deshalb ist die Rechtsdurchsetzung von Österreichern auch in Deutschland möglich 

Im Fall von Betrug oder sittenwidriger Schädigung haben Verbraucher die Möglichkeit, ihre Rechte am eigenen Wohnort oder dem Gerichtsstand der beklagten Partei durchzusetzen. Da Volkswagen seinen Gerichtsstand im deutschen Braunschweig hat, haben sämtliche europäischen Verbraucher demnach auch die Möglichkeit, dort gegen den Konzern vorzugehen. 

Dies ergibt vor allem für Fahrzeughalter Sinn, die in einem Land wohnen, wo noch keine Rechtssicherheit herrscht. Das ist in Österreich der Fall. Wann hier ein höchstrichterliches Urteil gefällt wird, an dem sich auch alle anderen nationalen Gerichte orientieren können, ist bislang nicht abzusehen. 

 

Wartezeit kann teuer werden 

Wer jedoch ein solches Urteil abwarten will, verliert bares Geld. Die Entschädigungen im Abgasskandal setzen sich nämlich aus dem ursprünglichen Kaufpreis abzüglich einer sogenannten Nutzungsentschädigung für die bisher zurückgelegte Strecke zusammen. Erst ab dem Tag der Klage-Einreichung haben betroffene Fahrzeughalter Anrecht auf Verzugszinsen, die diesen Wertverlust reduzieren. Eine aktuelle Analyse der Kanzlei Goldenstein ergab, dass Österreicher jährlich Entschädigungen in Höhe von fast 500 Millionen Euro verschenken, da sie ihre Rechte nicht durchsetzen. 

 

So setzt sich die Nutzungsentschädigung zusammen 

Hat ein Auto beispielsweise 125.000 Kilometer zurückgelegt und es wird eine maximale Laufleistung von 250.000 Kilometern angenommen, wird eine Nutzungsentschädigung von 50 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises von der jeweiligen Entschädigungssumme abgezogen. Der Kläger bekäme folglich die Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises als Schadensersatz. Die durchschnittliche Jahres-Laufleistung von österreichischen PKW-Haltern in Höhe von 13.900 Kilometern sorgt bei einem durchschnittlichen Kaufpreis in Höhe von 24.548 Euro demnach für einen Wertverlust von 1365 Euro pro Jahr und Fahrzeug. 

 

Risikofreie Rechtsdurchsetzung in Deutschland 

“Für Österreicher ergibt es auf jeden Fall Sinn, die Möglichkeit der Rechtsdurchsetzung in Deutschland zu nutzen”, meint der Rechtsanwalt Alexander Voigt, Büroleiter des Innsbrucker Standorts der Kanzlei Goldenstein. Er ergänzt:

Für die Klagen in Deutschland haben uns die führenden Rechtsschutzversicherer aus Österreich sowie einen Prozesskostenfinanzierer ihre Deckungszusage gegeben. Für österreichische Verbraucher bedeutet dies, dass sie ihre Schadensersatzansprüche gegenüber Volkswagen ohne eigenes Risiko in Braunschweig durchsetzen können. In Österreich muss jede Klage hingegen mit entsprechendem Risiko einzeln verhandelt werden, ergänzt Alexander Voigt, Rechtsanwalt der Kanzlei Goldenstein. 

 

Das sind die Verbraucherrechte im Abgasskandal 

Vom Abgasskandal betroffene Fahrzeughalter können die Auszahlung des vollständigen Kaufpreises ihres Fahrzeuges bei dem jeweiligen Hersteller geltend machen und ihr Auto dafür zurückgeben. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten.  

 

So setzen sich die Volkswagen-Entschädigungen zusammen 

Die jeweilige Entschädigungssumme im Dieselskandal setzt sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer Nutzungsentschädigung zusammen. Letztere ist abhängig von der individuellen Laufleistung des jeweiligen Fahrzeuges. Darüber hinaus erhalten die betroffenen Kläger Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen. 

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