22.
Sep 2021

Adria-Wohnmobile vom Abgasskandal betroffen

Der slowenische Wohnmobilhersteller Adria zählt zu den bedeutendsten Unternehmen in der europäischen Campingszene. Mehr als 16.000 Wohnmobile bauen die fast 2.000 Mitarbeiter von Adria jedes Jahr. Adria wirbt für seine Wohnmobile mit dem Slogan “Wohngefühl wie zuhause”. Doch was, wenn einem die Nutzung des eigenen Heims plötzlich untersagt wird? Zahlreichen Adria-Wohnmobilen droht nämlich wegen des Abgasskandals die Stilllegung.

Adria-Wohnmobile mit Fiat Ducato-Fahrgestellen wurden manipuliert

Beliebte Wohnmobile aus den Adria Sonic-, Coral-, Compact- und Matrix-Serien werden und wurden nämlich unter anderem auf Basis des Fiat Ducato gebaut, der vom Abgasskandal betroffen ist. Das bedeutet für Tausende Besitzer von Adria-Wohnmobilen, dass ihr Fahrzeug eigentlich nie für den europäischen Straßenverkehr hätte zugelassen werden dürfen.

Die manipulierten Ducato-Modelle enthalten sogenannte Abschalteinrichtungen, die die Abgasreinigung der Kastenwagen nach 22 Minuten teilweise komplett ausschalten. Die Zulassungsbescheinigung erhielten die manipulierten Fahrzeuge nur, weil amtliche Abgastests in der Regel höchstens 20 Minuten andauern. Fiat hat die zuständige Zulassungsbehörde und die eigenen Kunden also betrogen.

Wohnmobile könnten wegen des Abgasskandals stillgelegt werden

Wegen des Wohnmobil-Abgasskandals könnten manipulierte Adria-Modelle nun im schlimmsten Fall in Deutschland oder einem anderen europäischen Land verboten bzw. stillgelegt werden. Normalerweise müssten die Fahrzeuge schon längst offiziell zurückgerufen worden sein, damit der vorhandene Mangel von dem verantwortlichen Hersteller beseitigt wird. Die italienischen Behörden, die für die Zulassung der meisten Fiat-Fahrzeuge verantwortlich sind, haben einen Rückruf bislang jedoch nicht angeordnet.

Wegen der ausbleibenden Rückrufaktionen hat die EU-Kommission bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet. Auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), das erhöhte Abgaswerte bei Wohnmobilen festgestellt hat, gab bereits an, weitere Schritte in der Sache zu prüfen.

Der Abgasskandal bei Fiat betrifft Euro 5- und Euro 6-Fahrzeuge

Von den Manipulationen sollen fast alle Fiat Ducato-Modelle der Abgasnormen Euro 5 bzw. Euro 6 betroffen sein. Diese Information veröffentlichte die Frankfurter Staatsanwaltschaft, nachdem die zuständigen Ermittler im Jahr 2020 mehrere Geschäftsgebäude von Fiat Chrysler (Heute Stellantis) und Iveco durchsucht hatten.

Laut der Frankfurter Staatsanwaltschaft könnten allein in Deutschland mehr als 200.000 manipulierte Fahrzeuge von Fiat und dessen Tochterfirmen zugelassen worden sein. Vor allem Wohnmobile und andere Nutzfahrzeuge sind demnach von dem Fiat-Abgasskandal betroffen.

Wohnmobil-Halter sollten Rechtsansprüche zeitig prüfen lassen

Wer ein Wohnmobil besitzt, das möglicherweise manipuliert wurde, sollte sich unbedingt bezüglich der eigenen rechtlichen Optionen von einer Rechtsanwaltskanzlei beraten lassen. Es ist nämlich durchaus möglich, das manipulierte Fahrzeug gegen die Zahlung des ursprünglichen Kaufpreises an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben, das Fahrzeug zu behalten und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erhalten oder sogar ein mangelfreies Neufahrzeug als Ersatz für das manipulierte Wohnmobil zu erhalten.

Diese Rechtsansprüche richten sich in der Regel gegen das Unternehmen, das für die Manipulation verantwortlich ist – also Fiat. Teilweise können auch die verantwortlichen Händler im Rahmen der Gewährleistungspflicht für den Schaden haftbar gemacht werden. Ob Adria selbst von den Manipulationen bei Fiat wusste, ist bislang hingegen unbekannt. Daher ist ein juristisches Verfahren gegen Adria aktuell wenig erfolgsversprechend.

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