25.
Feb 2021

Alles Wissenswerte zu Software-Updates im Wohnmobil-Abgasskandal

Der Abgasskandal verunsichert die Wohnmobil-Szene. Zahlreiche Reisemobile mit Fiat- und Iveco-Motoren wurden illegal manipuliert, überschreiten die Schadstoffgrenzwerte und hätten eigentlich nie zugelassen werden dürfen. Während mehrere Millionen PKW wegen des Abgasskandals verpflichtende Software-Updates erhielten, wurden Wohnmobile bislang nur für freiwillige Updates in die Werkstatt gerufen. Betroffene Wohnmobil-Halter sollten ein Update jedoch nur durchführen lassen, wenn dies behördlich angeordneten wurde. Ansonsten drohen schwerwiegende Folgen.

 

Warum gibt es wegen des Abgasskandals Software-Updates?

Grundsätzlich sollen Software-Updates die Abgasreinigung von manipulierten Fahrzeugen normalisieren. Die Motoren der Fahrzeuge wurden nämlich so entwickelt, dass sie offizielle Zulassungstests erkennen, um in diesem Fall einen geringen Schadstoffausstoß vorzutäuschen. Deshalb wurden die Fahrzeuge zugelassen, obwohl sie im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viele Emissionen ausstoßen.

Als der PKW-Dieselskandal publik wurde, ließ das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) deutschlandweit mehrere Millionen Fahrzeuge von Herstellern wie Daimler, VW, Audi und Porsche zurückrufen, damit diese mit Hilfe von Software-Updates umweltfreundlicher wurden. Nur so konnte der Entzug der Straßenzulassung dieser Fahrzeuge verhindert werden.

 

Zahlreiche manipulierte Wohnmobile wurden in Deutschland zugelassen

Im Wohnmobil-Dieselskandal gibt es bislang noch keine offiziellen Rückrufe, die zu verpflichtenden Software-Updates führen. Das ist insofern erstaunlich, da die Staatsanwaltschaft Frankfurt im letzten Jahr verkündete, dass allein in Deutschland rund 200.000 manipulierte Fahrzeuge mit manipulierten Motoren von Fiat und Iveco zugelassen wurden – darunter zahlreiche Wohnmobile.

Tatsächlich hat das Kraftfahrt-Bundesamt zudem bereits vor Jahren festgestellt, dass der Fiat Ducato – der von mehr als 50 Wohnmobilherstellern als Basis genutzt wird – die zulässigen Schadstoffgrenzwerte massiv überschreitet.

 

Italienische Behörden zögern Wohnmobil-Rückrufe hinaus

Die italienischen Behörden sind für die Zulassungen und Rückrufe von Fiat- und Iveco-Fahrzeugen zuständig. Diese zögern offizielle Rückrufe in der Sache allerdings hinaus. Experten vermuten, dass die Behörden Fiat schützen möchten. Der Automobilhersteller zählt nämlich zu den größten Arbeitgebern in Italien.

Da jedoch auch ein großer Konzern nicht über dem Gesetz steht, ermittelt die EU-Kommission bereits seit längerer Zeit wegen der ausbleibenden Rückrufe. Früher oder später wird also auch den Italienern keine andere Wahl bleiben, als die betroffenen Fahrzeuge zurückrufen zu lassen.

 

Freiwilliges Software-Update von Fiat: Achtung vor möglichen Folgen

Auf Druck der EU-Kommission soll Fiat bereits ein Software-Update für bestimmte Fahrzeugtypen entwickelt haben. Seit 2018 bietet der Automobilhersteller im Rahmen einer sogenannten Serviceaktion ein Softwareupdate zum verbesserten Abgasverhalten an. Genaue Informationen darüber, dass ihr Fahrzeug illegal manipuliert wurde, erhalten betroffene Halter im Rahmen dieser Serviceaktion allerdings nicht.

Ein Software-Update ist zudem kein harmloser Eingriff: Im Rahmen des Dieselskandals wurden weltweit bei mehreren Millionen Fahrzeugen diverse freiwillige und verpflichtende Software-Updates installiert. Nicht wenige Fahrzeughalter klagten im Anschluss über Motorstörungen sowie einen erhöhten Kraftstoffverbrauch. Oft treten Folgeschäden am Fahrzeug zudem erst nach mehreren Monaten oder Jahren auf.

Daher sollten Autobesitzer einem Software-Update nur zustimmen, wenn sie dazu aufgrund eines Rückrufs dazu verpflichtet wurden. Ansonsten könnten Folgeschäden zu hohen Kosten führen. Fiat führt Reparaturen nach einem Software-Update nämlich nur dann kostenfrei durch, wenn der Besitzer den Zusammenhang zwischen Schaden und Update direkt beweisen kann. Das ist in der Praxis jedoch kaum machbar.

Zudem müssen betroffene Wohnmobil-Halter wissen, dass sie nach der Durchführung eines freiwilligen Software-Updates höchstwahrscheinlich nicht mehr persönlich über einen offiziellen Rückruf ihres Fahrzeugs informiert werden. Heißt: Der Autohersteller hat die volle Kontrolle und kann so möglicherweise auch Schadensersatzforderungen verhindern. Daher locken einige Hersteller ihre Kunden sogar mit Werkstattgutscheinen und anderen Prämien, damit diese der Durchführung eines freiwilligen Software-Updates zustimmen.

 

Verbraucheranwalt: Freiwilliges Update ablehnen und Klage erheben

„Wir von der Kanzlei Goldenstein vertreten die Rechte von mehr als 24.600 Haltern von manipulierten Fahrzeugen. Wohnmobil-Besitzern raten wir dazu, freiwillige Software-Updates abzulehnen, solange diese nicht verpflichtend sind. Ansonsten sind die Folgeschäden nicht kontrollierbar.

Gleichzeitig sollten sich die Besitzer von manipulierten Fahrzeugen gegen diesen Betrug wehren. Ihnen drohen nämlich hohe Wertverluste sowie ein ständiges Stilllegungsrisiko. Gern beraten wir betroffene Halter kostenfrei bezüglich ihrer rechtlichen Möglichkeiten im Abgasskandal”, kommentiert Claus Goldenstein, Rechtsanwalt und Inhaber von Goldenstein Rechtsanwälte.

 

Das sind die Verbraucherrechte im Abgasskandal

Vom Abgasskandal betroffene Fahrzeughalter können die Auszahlung des vollständigen Kaufpreises ihres Fahrzeuges bei dem jeweiligen Hersteller geltend machen und ihr Auto dafür zurückgeben. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. Die Rechtsansprüche im Abgasskandal bestehen auch, wenn ein Software-Update zur Normalisierung der Abgasreinigung bereits durchgeführt wurde.

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