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America First: Autobauer entschädigen US-Kunden wegen Abgasskandal
2020 erwirkte die Kanzlei Goldenstein das erste Abgasskandal-Grundsatzurteil vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Seitdem haben deutsche Halter von manipulierten VW-Fahrzeugen die Gewissheit, dass sie Anspruch auf Schadensersatz haben. In den USA nahm Volkswagen hingegen schon vier Jahre zuvor knapp 15 Milliarden US-Dollar in die Hand, um betroffene Fahrzeughalter aus Übersee zu entschädigen. Ähnliches war auch bei anderen Herstellern der Fall.
Fiat zahlte 700 Millionen US-Dollar wegen des Abgasskandals
Hersteller, die sich in Europa weiterhin dagegen wehren, ihre Kunden wegen des Abgasskandals zu entschädigen, haben bereits Straf- und Entschädigungszahlungen in den Vereinigten Staaten getätigt. Obwohl Fiat beispielsweise vehement bestreitet, die eigenen Diesel-Fahrzeuge illegal manipuliert zu haben, zahlte der italienische Autobauer in den USA 700 Millionen Dollar, um den Dieselskandal-Streit mit der US-Justiz beizulegen.
Neben Strafzahlungen wurde Fiat in den USA auch zur Realisierung von Umweltprojekten sowie einer Nachrüstung von mehr als 100.000 Fahrzeugen verpflichtet. In Deutschland sollen insgesamt sogar über doppelt so viele Automobile aus dem Fiat-Konzern manipuliert worden sein. Diese Information veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Frankfurt, nachdem die deutschen Ermittler mehrere Razzien in Geschäftsgebäuden von Fiat und Iveco durchgeführt hatten.
250.000 Mercedes-Halter wurden in den USA entschädigt
Mehrere Hunderttausend manipulierte Fahrzeuge wurden hierzulande auch von Daimler verkauft. Der Mutterkonzern von Mercedes-Benz musste deutschlandweit bereits mehr als eine halbe Million Autos wegen des Abgasskandals zurückrufen. In den USA erklärte sich Daimler deshalb bereit, 2 Milliarden US-Dollar an die US-Behörden sowie 250.000 Sammelkläger zu zahlen. In Europa investiert Daimler hingegen vordergründig Geld, um die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen ihrer Kunden hinauszuzögern.
So geht der Konzern beispielsweise gerichtlich gegen den Rückruf von europaweit 1,4 Millionen Mercedes-Autos wegen der Dieselmanipulation vor, obwohl das Kraftfahrt-Bundesamt Widersprüche gegen diese Rückrufaktionen bereits mehrfach zurückgewiesen hat. Rechtsexperten vermuten dahinter eine Taktik, um betroffene Verbraucher zu verunsichern. Dass ein Gericht die Rückrufe als unzulässig erklärt, gilt nämlich als ausgeschlossen.
Rechtsansprüche bestehen auch in Deutschland
Auch in Deutschland werden die Halter von manipulierten Mercedes- oder Fiat-Autos in Zukunft Rechtssicherheit genießen, wenn es um ihre Ansprüche im Rahmen des Abgasskandals geht. Bereits heute gibt es viele Gerichte, die betroffenen PKW-Haltern Schadensersatzansprüche in der Sache zusprechen und das wichtige BGH-Grundsatzurteil gegen VW lässt sich grundsätzlich auch auf die manipulierten Autos anderer Hersteller übertragen.
Wer ein illegal manipuliertes Auto besitzt, kann sich also auch hierzulande gegen die negativen Folgen des Abgasskandals wehren und Schadensersatzansprüche durchsetzen. Schließlich hätten die Fahrzeugbesitzer ihre PKW sicherlich nicht zu den gleichen Konditionen gekauft, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von dem Betrug gewusst hätten.
Abgasskandal-Klagen oft ohne finanzielles Risiko möglich
Im Rahmen des Abgasskandals besteht unter anderem die Möglichkeit, das Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer Nutzungsentschädigung zusammensetzt. Darüber hinaus erhalten die Kläger ab dem Tag der Klage-Einreichung Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen.
Abgasskandal-Klagen sind meist ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.