29.
Feb 2024

Camper können noch immer wegen des Abgasskandals klagen

Bis zu 200.000 Wohnmobile, die auf Basis des Fiat Ducato gebaut wurden, sind vom Abgasskandal betroffen. Entsprechende Vermutungen veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits im Sommer 2020. Mittlerweile haben unabhängige Abgastests diese Annahmen längst bestätigt. Betroffene Camper können deshalb auch heute noch Schadensersatzansprüche durchsetzen.

Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen im Wohnmobil-Abgasskandal ist so einfach wie nie

Die Erfolgschancen entsprechender Klagen stehen aktuell bei nahezu 100 Prozent. Das liegt auch daran, dass die Richter am Bundesgerichtshof (BGH) im vergangenen Jahr entschieden haben, dass selbst bei einer fahrlässigen Schädigung im Abgasskandal Entschädigungsansprüche bestehen.

Konkret bedeutet das, dass für eine erfolgreiche Schadensersatzklage in der Sache lediglich das Vorhandensein einer illegalen Manipulationssoftware nachgewiesen werden muss und nicht die vorsätzliche Sittenwidrigkeit der Handlung, beispielsweise durch Anweisungen führender Persönlichkeiten des jeweiligen Herstellers.

Zudem hat der BGH wenige Wochen später auch noch in direktem Bezug zum Wohnmobil-Abgasskandal bestätigt, dass betroffene Fahrzeughalter deshalb grundsätzlich Anspruch auf Schadensersatz haben. Bereits zuvor hatten zahlreiche Land- und Oberlandesgerichte Wohnmobil-Besitzern im Rahmen rechtskräftiger Urteile Schadensersatz zugesprochen.

 

Diese Wohnmobile sind vom Abgasskandal betroffen

Von dem Wohnmobil-Abgasskandal sind im Prinzip alle Reisemobile betroffen, die Fahrgestelle von Fiat enthalten, zwischen 2014 und 2019 gebaut und unter den Umweltnormen Euro 5 und Euro 6 zugelassen wurden. Somit ist fast die gesamte Camping-Szene in den Wohnmobil-Abgasskandal involviert, denn etwa zwei Drittel aller Wohnmobile wurden auf Basis des Fiat Ducato gebaut und fast jeder namhafte Hersteller hat mindestens bei einer Modellreihe auf den italienischen Kastenwagen als Fahrgestell gesetzt.

Das ist insofern problematisch, da unabhängige Abgastests im Realbetrieb belegen, dass Wohnmobile mit Ducato-Basis die Abgasreinigung bei Außentemperaturen unterhalb von 20 Grad sukzessive verringern. Außerdem hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei Messungen auf dem Prüfstand festgestellt, dass auch eine zeitabhängige Reduzierung bzw. Abschaltung der Abgasreinigung erfolgt, die etwa 22 Minuten nach dem Start des Motors einsetzt. Im Rahmen von Verfahren, die wir von Goldenstein Rechtsanwälte führen, hat Fiat die Verwendung von zeit- und temperaturgesteuerten Abschalteinrichtungen zwischenzeitlich schriftlich eingeräumt.

 

Rückrufe im Wohnmobil-Abgasskandal lassen auf sich warten

Da amtliche Abgastests im Normalfall bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad durchgeführt werden und nur etwa 20 Minuten andauern, erhielten die manipulierten Fahrzeuge trotz dieser illegalen Abschalteinrichtungen die Typgenehmigung. Fiat konnte durch diesen Betrug auf den teuren Einbau einer dauerhaft effizienten Abgasreinigung verzichten und die eigenen Margen optimieren.

Zu Rückrufen in der Sache kam es bislang nur nicht, da die italienischen Behörden, die auch die Zulassung der betroffenen Fahrzeuge verantwortet haben, Fiat als einen der größten Arbeitgeber des südeuropäischen Landes zu schützen scheinen. Deshalb wurde sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet. Das bedeutet aber auch, dass die Verjährung von Schadensersatzklagen im Wohnmobil-Abgasskandal noch gar nicht eingetreten ist, denn viele betroffene Fahrzeughalter wissen aufgrund der bislang ausgebliebenen Rückrufe noch gar nichts davon, dass ihr Wohnmobil vom Abgasskandal betroffen ist.

 

Die Schadensersatzansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal

Dass Schadensersatzansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal bestehen, liegt daran, dass die betroffenen Fahrzeuge durch die Manipulation Wertverluste und Folgeschäden erleiden können. Darüber hinaus hätten die betroffenen Fahrzeughalter ihre Wohnmobile wohl nicht zu denselben Konditionen erworben, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre.

Im Rahmen einer Schadensersatzklage können die Halter von illegal manipulierten Wohnmobilen juristisch gegen den verantwortlichen Basisfahrzeug-Hersteller – also Fiat bzw. dessen Mutterkonzern Stellantis – vorgehen. Die Unternehmen, die die Fiat-Fahrzeuge zu Wohnmobilen ausgebaut haben, müssen sich hingegen nicht deswegen verantworten. Schließlich ist nicht davon auszugehen, dass Wohnmobil-Hersteller wie Hymer, Carthago oder Dethleffs von den illegalen Manipulationen wussten.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision. Sollte ein Verfahren unerwarteterweise verloren gehen, übernimmt der Prozesskostenfinanzierer hingegen sämtliche Verfahrenskosten und sogar die Anwaltskosten der Gegenseite. Die Kläger müssen in diesem Fall keinen Cent bezahlen.

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