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Die Erfolgsaussichten von Klagen im Wohnmobil-Dieselgate sind so gut wie nie zuvor
Der Abgasskandal betrifft nicht nur klassische PKW-Modelle, sondern auch Nutzfahrzeuge und sogar Wohnmobile. So besitzen deutschlandweit schätzungsweise mehr als 100.000 Reisemobil-Besitzer ein illegal manipuliertes Wohnmobil. Betroffene Camping-Freunde können deshalb Schadensersatzansprüche geltend machen. Die Erfolgsaussichten entsprechender Klagen sind aktuell so gut wie nie zuvor.
Wohnmobil-Abgasskandal betrifft vor allem Fahrzeuge mit Fiat Ducato-Basis
Der Wohnmobil-Abgasskandal wird in erster Linie mit Fiat in Verbindung gebracht. Das liegt daran, dass etwa zwei Drittel aller Wohnmobile auf Basis des Fiat Ducato gebaut werden und die Abgasreinigung vieler Diesel-Varianten des Ducato aus den Baujahren 2014 bis 2019 illegal manipuliert wurde.
So ergaben bereits 2020 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, dass verschiedene Diesel-Fahrzeuge von Fiat die vorgeschriebenen Schadstoff-Grenzwerte im Normalbetrieb überschreiten. Unabhängige Abgastests haben dies längst bestätigt. Demnach wurden die betroffenen Fahrzeuge so konzipiert, dass sie während amtlicher Abgastests sauber wirken und die Typgenehmigung erhalten, obwohl sie im Normalbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe ausstoßen.
Die betroffenen Wohnmobile könnten deshalb jederzeit zurückgerufen und im schlimmsten Fall sogar stillgelegt werden. Im Zuge einer Stilllegung dürften die Fahrzeuge nicht mal mehr auf europäischen Straßen geparkt werden. Aber auch sonst drohen den betroffenen Reisemobilen hohe Wertverluste sowie mittelfristige Fahrzeugschäden aufgrund des Skandals. Deshalb haben die Halter entsprechender Wohnmobile die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche in der Sache geltend zu machen.
BGH-Urteil leitete Trendwende im Wohnmobil-Abgasskandal ein
In der Vergangenheit war es teilweise gar nicht so leicht, Schadensersatzansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal erfolgreich durchzusetzen. Doch die Richter am Bundesgerichtshof (BGH) senkten die Hürden für erfolgreiche Abgasskandal-Klagen im Sommer dieses Jahres. Demnach reicht es mittlerweile aus, dem betroffenen Fahrzeughersteller eine fahrlässige, anstatt einer sittenwidrigen Schädigung nachzuweisen, um eine finanzielle Entschädigung wegen des Skandals zu erhalten.
Diese Entscheidung von Deutschlands obersten Zivilrichtern leitete eine Trendwende in der Aufarbeitung des Wohnmobil-Abgasskandals ein, denn seitdem haben zahlreiche deutsche Land- und Oberlandesgerichte betroffenen Wohnmobil-Besitzern Schadensersatz in der Sache zugesprochen. Die Experten von Goldenstein Rechtsanwälte erwirkten sogar das erste rechtskräftige Urteil eines Oberlandesgerichts (OLG) in der Sache. Die Vielzahl der verbraucherfreundlichen Entscheidungen belegt, dass es noch nie so einfach war wie jetzt, Schadensersatzansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal durchzusetzen.
Vorsicht vor Verjährung im Wohnmobil-Abgasskandal
Selbst der Bundesgerichtshof (BGH) befasst sich noch in diesem Jahr mit dem Wohnmobil-Abgasskandal und hat für den 27. November 2023 eine mündliche Verhandlung in der Sache angesetzt. Folglich ist es wahrscheinlich, dass schon bald endgültig Rechtssicherheit in der Sache herrscht. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Verjährung von Rechtsansprüchen im Wohnmobil-Abgasskandal bereits zeitnah eintreten könnte.
Da die Staatsanwaltschaft Frankfurt die Öffentlichkeit im Jahr 2020 im Rahmen einer Pressemitteilung über den Wohnmobil-Abgasskandal informierte, ist es nämlich möglich, dass die Verjährung in der Sache bereits am 01. Januar 2024 eintritt. Das würde bedeuten, dass betroffene PKW-Halter im schlimmsten Fall nur noch bis zum 31. Dezember 2023 um 23:59 Uhr Zeit haben, um eine Klage in der Sache erfolgreich einzureichen. Wer bislang noch keine Rechtsansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal durchgesetzt hatte, sollte sich daher zeitnah über die eigenen Möglichkeiten in der Sache informieren, um eine mögliche Verjährung zu vermeiden.
Wohnmobil-Abgasskandal: Diese rechtlichen Möglichkeiten haben betroffene Fahrzeughalter
Im Rahmen einer Schadensersatzklage können die Halter von illegal manipulierten Wohnmobilen juristisch gegen den verantwortlichen Motorenhersteller – also Fiat bzw. dessen Mutterkonzern Stellantis – vorgehen. Die Unternehmen, die die Fiat-Fahrzeuge zu Wohnmobilen ausgebaut haben, müssen sich hingegen nicht deswegen verantworten. Schließlich ist nicht davon auszugehen, dass Wohnmobil-Hersteller wie Hymer, Carthago oder Dethleffs von den illegalen Manipulationen wussten.
Grundsätzlich besteht wegen des Abgasskandals die Möglichkeit, das eigene Fahrzeug an den verantwortlichen Fahrzeughersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das jeweilige Wohnmobil zu behalten und eine Entschädigung in Höhe eines Teilbetrags des eigentlichen Kaufpreises durchzusetzen. Selbst für bereits verkaufte Fahrzeuge können teilweise Schadensersatzansprüche durchgesetzt werden.
Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision. Sollte ein Verfahren unerwarteterweise verloren gehen, übernimmt der Prozesskostenfinanzierer hingegen sämtliche Verfahrenskosten und sogar die Anwaltskosten der Gegenseite. Die Kläger müssen in diesem Fall keinen Cent bezahlen.