19.
Nov 2021

Wegen Abgasskandal: Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen gegen Continental aus

Sechs Jahre nach dem Bekanntwerden des Abgasskandals bleibt das Thema noch immer aktuell. So gab die Staatsanwaltschaft Hannover aktuell an, dass die Strafverfolgungsbehörde ihre Ermittlungen gegen Continental auf ehemalige Topmanager des DAX-Konzerns ausgeweitet habe. Insgesamt werden mehr als 60 aktuelle und ehemalige Continental-Mitarbeiter verdächtigt, Volkswagen bei der Abgasmanipulation geholfen zu haben.

Wussten sämtliche Zulieferer von den illegalen Manipulationen?

Überraschend sind die Ermittlungen gegen Continental nicht. Andere Automobilzulieferer wie Bosch, IAV und ZF Friedrichshafen mussten zusammen bereits Strafzahlungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro wegen der Dieselaffäre zahlen. In der WDR-Dokumentation #Dieselgate erklärte der Mitarbeiter eines Automobilzulieferers zudem, dass der Abgasskandal der gesamten Branche bekannt gewesen sei. Allerdings habe quasi niemand die Manipulationen offen verurteilt.

Nun geht die Staatsanwaltschaft Hannover sogar davon aus, dass führende Kräfte der Automobilzulieferer an dem Betrugsskandal beteiligt waren. Demnach wurden bei Durchsuchungen Beweismittel gesichert, die unter anderem den Ex-Continental-Chef, Elmar Degenhart, belasten.

Neben einem weiteren ehemaligen Vorstandsmitglied steht auch Wolfgang Schäfer im Fokus der Hannoveraner Ermittler. Schäfer, der bis Mittwoch noch Finanzchef bei Conti war, musste seinen Posten wegen der bekanntgewordenen Ermittlungen gegen ihn räumen. Ihm wird neben Beihilfe zum Betrug auch die vorsätzliche Verletzung seiner Aufsichtspflicht vorgeworfen. Wann die Staatsanwaltschaft ihre Untersuchungen in der Sache abschließt, ist bislang unklar.

Welchen Unternehmen half Continental noch bei der Manipulation?

Bei den Ermittlungen der Hannoveraner Behörde geht es darum, inwieweit Continental Volkswagen zwischen 2006 und 2015 bei der Manipulation von Diesel-Fahrzeugen unterstützt hatte. Continental lieferte VW unter anderem Software-Lösungen, mit denen der Wolfsburger Konzern die Abgaswerte von Fahrzeugen mit einem 1,6 Liter Dieselmotor des Typs EA189 manipulierte.

Darüber hinaus steht Continental unter anderem auch im Verdacht, an der Manipulation der Abgasreinigung von Mitsubishi-Autos beteiligt gewesen zu sein. Nachdem Mitsubishi-Modelle bei Abgastests des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auffällige Schadstoffwerte erzielten, durchsuchten Ermittler auch Geschäftsgebäude von Continental. Dem Unternehmen drohen wegen der Ermittlungen Strafzahlungen in Millionenhöhe. Die beteiligten Mitarbeiter müssen zudem im schlimmsten Fall mit mehrjährigen Gefängnisaufenthalten rechnen.

So erhalten betroffene Verbraucher Schadensersatz

Während Strafzahlungen aus der Automobilbranche in der Regel direkt in die Staatskasse gehen, haben betroffene Fahrzeughalter unabhängig davon die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche wegen des Abgasskandals durchzusetzen. Schließlich hätten diese ihre Fahrzeuge wohl nicht zu denselben Preisen gekauft, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von dem Betrug gewusst hätten.

So haben Verbraucher die Möglichkeit, das manipulierte Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben, um im Gegenzug eine Entschädigung zu erhalten, die sich an dem ursprünglich gezahlten Kaufpreis orientiert. Alternativ besteht auch die Option, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. In diesem Fall lassen sich etwa 20 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises in Form einer finanziellen Entschädigung durchsetzen.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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