29.
Okt 2021

Fiat verhält sich im Abgasskandal verdächtig ruhig

Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte und im Zusammenhang mit dem Abgasskandal verhält sich Fiat verdächtig ruhig. Dem italienischen Automobilhersteller wird vorgeworfen, Hunderttausende Fahrzeuge illegal manipuliert zu haben. Unabhängige Gutachten haben diese Manipulationen bereits bestätigt. Fiat äußert sich bislang allerdings nicht zu dem Thema.

Abgasskandal-Vorwürfe haben sich 2020 erhärtet

Bereits im Frühjahr 2021 recherchierte das VOX-Fernsehmagazin Auto Mobil zum Fiat-Abgasskandal und erhielt dabei Unterstützung von der Kanzlei Goldenstein. Damals wie heute äußerten sich Fiat und dessen Mutterkonzern, Stellantis, allerdings nicht zu den Vorwürfen. Es scheint, als wolle der italienische Autobauer die Thematik nicht aufklären, sondern lediglich aussitzen.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Nach mehreren Razzien in Deutschland, Italien und der Schweiz gab die Staatsanwaltschaft Frankfurt vor knapp einem Jahr bekannt, dass allein in Deutschland mehr als 200.000 Fahrzeuge aus dem Umfeld von Fiat illegal manipuliert worden sind. Demnach handelt es sich um Diesel-Automobile der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 aus den Baujahren 2014 bis 2019.

Italienische Behörden wissen vermutlich seit Jahren von dem Fiat-Abgasskandal

Tatsächlich soll das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die italienischen Behörden bereits vor Jahren über den auffälligen Schadstoffausstoß von Autos aus dem Umfeld von Fiat informiert haben. Im Rahmen der Aufarbeitung des VW-Abgasskandals soll der Automobilzulieferer Bosch demnach kurz nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals zugegeben haben, auch Fiat bei der Manipulation von Diesel-Fahrzeugen unterstützt zu haben.

Diese Beschuldigungen haben sich längst bestätigt. Aktuelle Abgastests der Deutschen Umwelthilfe (DUH) belegen, dass Fiat-Autos der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 die zulässigen Schadstoffgrenzwerte teilweise fast um das 20-fache überschreiten. Die illegal manipulierten Fahrzeuge hätten also eigentlich nie die EU-Typengenehmigung erhalten dürfen.

Manipulierten Wohnmobilen droht die Stilllegung – Vorsicht vor Gebrauchtwagenkauf

Angesprochen auf die Abgastests der DUH gab auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bekannt, erhöhte Abgaswerte bei Wohnmobilen festgestellt zu haben und weitere Schritte in der Sache zu prüfen. Geschehen ist seitdem jedoch nichts und auch die italienischen Behörden halten bislang die Füße still.

Experten vermuten, dass die italienischen Behörden Fiat schützen wollen, indem sie Rückrufe wegen des Abgasskandals möglichst lange hinauszögern. Doch lange wird diese Hinhaltetaktik nicht mehr funktionieren, denn die EU-Kommission hat wegen der ausbleibenden Rückrufe bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet. Im schlimmsten Fall droht dem italienischen Land daher eine Millionenstrafe, sollten die Behörden vor Ort die manipulierten Fahrzeuge nicht zurückrufen.

Diese Rechte haben die Besitzer von manipulierten Fiat-Fahrzeugen

Für betroffene Fahrzeughalter gibt es bereits jetzt Möglichkeiten, sich gegen diesen Betrug zu wehren. So besteht unter anderem die Möglichkeit, das manipulierte Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. In diesem Fall haben Verbraucher Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung, die sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer Nutzungsentschädigung zusammensetzt. Darüber hinaus erhalten die Kläger ab dem Tag der Klage-Einreichung Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen.

Für die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen im Abgasskandal ist ein amtlicher Rückruf zwar hilfreich, aber nicht notwendig. So gibt es herstellerübergreifend zahlreiche Beispiele von Schadensersatzklagen, die auch ohne Rückruf erfolgreich verliefen. Wichtig ist hierfür lediglich, dass sich die Manipulation beispielsweise mit Hilfe eines Sachverständigengutachtens nachweisen lässt. Das ist im Fall von Fiat bereits mehrfach geschehen.

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