22.
Apr 2021

Fiat zahlte in den USA Millionenstrafe wegen Abgasskandal

Unabhängige Abgastests belegen, dass Fahrzeuge aus dem Fiat Chrysler-Konzern (heute Stellantis) illegal manipuliert wurden. Demnach halten europaweit Hunderttausende PKW die vorgeschriebenen Umweltrichtlinien nur während offizieller Zulassungstests ein und stoßen im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe aus. Obwohl Fiat die Manipulationen hierzulande vehement bestreitet, zahlte der italienische Autobauer in den USA 700 Millionen Dollar, um den Dieselskandal-Streit mit der US-Justiz beizulegen.

Abgasskandal bei Fiat: 200.000 manipulierte Fahrzeuge in Deutschland

Neben Strafzahlungen wurde Fiat in den USA auch zur Realisierung von Umweltprojekten sowie einer Nachrüstung von mehr als 100.000 Fahrzeugen verpflichtet. In Deutschland sollen insgesamt sogar über 200.000 Automobile aus dem Fiat-Konzern manipuliert worden sein. Diese Ermittlungsergebnisse veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Frankfurt nach mehreren Razzien in Geschäftsgebäuden von Fiat und Iveco. Hierzulande ist sich Fiat dennoch keiner Schuld bewusst.

So gibt der italienische Autobauer an, dass die eigenen Fahrzeuge sämtliche EU-Umweltregularien erfüllen und allesamt die Typengenehmigung erhalten hätten. Tatsächlich war dies allerdings nur möglich, da verwendete Abschalteinrichtungen dafür sorgten, dass die Fahrzeuge während des Testbetriebs in einen umweltfreundlichen Modus schalteten. Dies ist natürlich illegal.

So funktionieren die Abschalteinrichtungen von Fiat

Die verwendeten Abschalteinrichtungen von Fiat funktionieren recht simpel: Die Motoren sollen teilweise so manipuliert worden sein, dass ihre Abgasreinigung nach 22 Minuten komplett aussetzt. Ein Zulassungstest dauert im Normalfall etwa 20 Minuten. Zudem sollen mehrfach sogenannte Thermofenster zum Einsatz gekommen sein. Diese Form der Abschalteinrichtung sorgt dafür, dass die Abgasreinigung nur bei bestimmten Temperaturen funktioniert. Auch dieses Verhalten ist natürlich illegal.

Rückrufwelle droht

Zuletzt ordnete das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den ersten Rückruf in der Sache an. Die Rückrufaktion bezieht sich auf einen Iveco Daily, der unter anderem von mehreren Wohnmobilherstellern als Basis genutzt wird. Es ist davon auszugehen, dass zeitnah noch weitere eine ganze Rückrufwelle folgt, denn insgesamt wurden mehr als 30 Modelle aus dem gesamten Fiat-Konzern manipuliert.

Dies betrifft folgende Diesel-Motoren: 1.3 Liter Multijet, 1.3 Liter 16V Multijet, 1.6 Liter Multijet, 1.6 Liter, 2.0 Liter Multijet, 2.0 Liter, 2.2 Liter Multijet II, 2.3 Liter, 2.3 Liter Multijet, 3.0 Liter. Die Motoren wurden zwischen 2014 und 2019 in Fahrzeugen von Alfa-Romeo, Fiat, Iveco, Jeep und Suzuki verbaut. Zudem setzen mehr als 50 Wohnmobil-Hersteller auf die Fahrgestelle und Motoren von Fiat und Iveco.

Schadensersatz für Wohnmobil-Besitzer: Das sind die Rechte

Die betroffenen Fahrzeuge werden durch den Skandal an Wert verlieren und im schlimmsten Fall sogar die Straßenzulassung verlieren. Aufgrund dieser negativen Konsequenzen können betroffene Wohnmobil-Halter Entschädigungen durchsetzen.

So besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe von 20 bis 25 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises durchzusetzen. Deutlich höhere Entschädigungen erhalten Wohnmobil-Besitzer, die ihr Fahrzeug an Fiat oder Iveco zurückgeben. In diesem Fall sind Summen, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientieren, gängig.

Insgesamt fallen die Entschädigungen im Wohnmobil-Dieselskandal vergleichsweise hoch aus. Dies liegt unter anderem an den hohen Anschaffungspreisen von Reisemobilen. Zudem werden auch nachträgliche Einbauten wie zum Beispiel Heizungen oder Solaranlagen bei der Berechnung des Schadensersatzes berücksichtigt.

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