03.
Dez 2021

Code 6350 und 6351: KBA ruft Fiat Doblò und 500x wegen Abgasskandal zurück

Deutschlandweit erhalten die Halter von Fiat-Fahrzeugen zurzeit Post, weil sie ihr Auto für ein Software-Update in die Werkstatt bringen sollen. Unter den Codes 6350 und 6351 ließ das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) aktuell die Fiat-Modelle 500x und Doblò wegen des Abgasskandals zurückrufen. Die Halter der Fiat-Fahrzeuge sollten sich daher unbedingt bezüglich ihrer Rechtsansprüche in der Sache informieren und nicht vorschnell handeln.

War der Fiat-Abgasskandal den Behörden schon seit Jahren bekannt?

Medienberichten zufolge soll das deutsche Verkehrsministerium die italienischen Behörden, die für die Zulassung von Fiat-Fahrzeugen verantwortlich sind, bereits 2016 über auffällige Abgaswerte von Fiat-Modellen informiert haben. Da die italienischen Behörden bislang jedoch nichts in der Sache unternommen haben, scheint das KBA nun die Reißleine zu ziehen: Die deutsche Behörde hat selbst die ersten Rückrufe im Fiat-Abgasskandal veranlasst.

 

Das steht in dem Schreiben an die betroffenen Halter

In dem Rückrufschreiben, das die Besitzer der manipulierten Fiat 500x- und Doblò-Fahrzeuge aus den Baujahren 2015 bis 2020 aktuell erhalten, ist die Rede von einer “Aktualisierung der Software des Motorsteuergäts (ECM)”. Weiter heißt es, diese Aktualisierung sei erforderlich, um die Emissionswerte unter Realbedingungen zu verbessern.

Fiat positioniert sich kundenfreundlich und schreibt: “Fiat übernimmt für sie die kostenfreie Instandsetzung der betroffenen Komponenten”, so als wäre der verpflichtende Rückruf aus Gutmütigkeit des italienischen Autobauers erfolgt. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall.

Dass das Emissionsverhalten der Fiat-Modelle während des Normalbetriebs verbessert werden muss, bedeutet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Fahrzeuge die vorgeschriebenen Schadstoff-Grenzwerte lediglich während amtlicher Abgastests einhalten. Im Normalbetrieb stoßen sie also unerlaubt viele Schadstoffe aus.

 

Weitere Rückrufe werden wohl folgen

Genau wie Volkswagen, Daimler oder Audi hat offensichtlich auch Fiat die eigenen Kunden betrogen, indem der Konzern seine Autos mit falschen Abgaswerten beworben hat. Anstatt eine gesetzeskonforme Abgasreinigung mit Hilfe teurer Hardware zu ermöglichen, setzte Fiat auf eine Manipulationssoftware, durch die die betroffenen Fahrzeuge lediglich während amtlicher Abgastests sauber wirkten.

Insgesamt könnten allein in Deutschland mehr als 200.000 manipulierte Fiat-Fahrzeuge zugelassen worden sein. Das gab die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Herbst 2020 bekannt. Zuvor durchsuchten die Frankfurter Ermittler mehrere Geschäftsgebäude von Fiat und sicherten dabei Beweismaterialien, die eine Manipulation von Fiat-Fahrzeugen nahelegen. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass es zeitnah zu weiteren Rückrufen im Fiat-Abgasskandal kommen wird.

 

Verbraucheranwalt empfiehlt betroffenen Haltern, sich schnellstmöglich beraten zu lassen

“Wer aktuell von Fiat dazu aufgefordert wird, ein Software-Update auf das eigene Fahrzeug aufspielen zu lassen, sollte sein Fahrzeug nicht sofort in die Werkstatt bringen und zunächst einen Anwalt kontaktieren. Wir von Goldenstein Rechtsanwälte bietet hierfür beispielsweise eine kostenlose Erstberatung an”, erklärt der Rechtsanwalt Claus Goldenstein, Inhaber der gleichnamigen Kanzlei. Er ergänzt:

“Software-Updates können zu schweren Fahrzeugschäden führen, da die manipulierten Autos nicht dafür konzipiert wurden, Schadstoffe gesetzeskonform zu filtern. Zudem beseitigen die Software-Aktualisierungen die installierten Abschalteinrichtungen.

Es kann jedoch hilfreich sein, die Wirkungsweise der verwendeten Manipulationssoftware genau nachvollziehen zu können, um etwaige Rechtsansprüche im Rahmen des Abgasskandals erfolgreich durchzusetzen. Der Abgasskandal schadet nämlich nicht nur der Umwelt. Für betroffene Halter entstehen auch finanzielle Schäden. Manipulierte Fahrzeuge bringen auf dem Gebrauchtwagenmarkt nämlich deutlich weniger Geld ein als vergleichbare Fahrzeuge, die nicht manipuliert wurden.”

 

Schadensersatzansprüche im Abgasskandal

Betroffene Fiat-Halter hätten ihre Autos sicherlich nicht zu den gleichen Konditionen gekauft, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von dem Abgasskandal gewusst hätten. Unter anderem deshalb besteht die Möglichkeit, den verantwortlichen Hersteller juristisch zu der Rücknahme der manipulierten Autos zu bringen. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert.

Alternativ ist es zudem möglich, das Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe von ca. 20 Prozent des eigentlichen Kaufpreises durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust, der durch den Abgasskandal entstanden ist, kompensiert werden. Grundsätzlich ist es zudem sogar möglich, innerhalb der gesetzlichen Gewährleistungsfrist den Anspruch auf ein mangelfreies Ersatzfahrzeug durchzusetzen.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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