13.
Okt 2021

Auch Knaus-Wohnmobile wurden manipuliert

Der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert sitzt im bayerischen Jandelsbrunn, unweit vom Passauer Wahlkreis des skandalträchtigen Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer. Doch auch Knaus Tabbert ist nicht vor Skandalen geschützt. Zahlreiche Fahrzeuge des Unternehmens wurden nämlich illegal manipuliert. Was müssen betroffene Halter nun wissen?

Deutsche Ermittler deckten den Wohnmobil-Abgasskandal auf

Viele Knaus-Wohnmobile wie der Knaus Boxstar oder der Knaus L!ve Wave werden auf Basis des Fiat Ducato gebaut. Vor ziemlich genau einem Jahr veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Frankfurt jedoch erste Ermittlungsergebnisse, wonach allein in Deutschland möglicherweise Hunderttausende Wohnmobile mit Ducato-Fahrgestellen illegal manipuliert wurden.

Die Ermittler haben im Rahmen mehrerer Razzien bei Fiat Chrysler (heute Stellantis) festgestellt, dass vermutlich fast alle Fiat-Fahrzeuge der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 illegal manipuliert wurden. Demnach stoßen die Automobile dank einer Manipulationssoftware im Testbetrieb deutlich weniger Schadstoffe aus als im normalen Straßengebrauch. Dadurch wurden die Fahrzeuge zugelassen, obwohl sie die EU-Umweltrichtlinien eigentlich gar nicht erfüllen.

So wurden die betroffenen Wohnmobile manipuliert

Konkret soll die Abgasreinigung der Kastenwagen nach 22 Minuten teilweise komplett abschalten. Die Zulassungsbescheinigung erhielten die manipulierten Fahrzeuge nur, weil amtliche Abgastests in der Regel höchstens 20 Minuten andauerten.

Auch temperaturgesteuerte Abschalteinrichtungen, die kürzlich von der EuGH-Generalanwaltschaft als illegal eingestuft wurden, kamen zudem bei Fiat zum Einsatz. Fiat hat also die zuständige Zulassungsbehörde und die eigenen Kunden also betrogen. Auch Wohnmobil-Besitzer, deren fahrende Behausungen einen Fiat-Motor enthalten, sind demnach vom Abgasskandal betroffen.

Manipulierten Wohnmobilen droht die Stilllegung

Wegen des Wohnmobil-Abgasskandals könnten manipulierte Knaus-Modelle nun innerhalb der Europäischen Union (EU) stillgelegt werden. Eigentlich hätten die Fahrzeuge nämlich schon längst zurückgerufen werden müssen, damit die fehlerhafte Abgasreinigung von dem verantwortlichen Hersteller normalisiert wird. Die italienischen Behörden, die für die Zulassung der meisten Fiat-Fahrzeuge verantwortlich sind, haben einen Rückruf bislang jedoch nicht angeordnet.

Wegen der ausbleibenden Rückrufaktionen hat die EU-Kommission bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet. Auch das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), das erhöhte Abgaswerte bei Wohnmobilen festgestellt hat, gab bereits an, weitere Schritte in der Sache zu prüfen. Insofern werden betroffene Wohnmobil-Halter früher oder später einen Rückrufbescheid in ihrem Briefkasten erhalten – oder die Anordnung zur Stilllegung.

Wohnmobil-Besitzer haben Anspruch auf Schadensersatz

Wer ein Knaus-Wohnmobil besitzt, das möglicherweise manipuliert wurde, sollte sich deshalb unbedingt bezüglich der eigenen rechtlichen Optionen von einer Rechtsanwaltskanzlei beraten lassen. Wer bereits ein manipuliertes Fahrzeug besitzt, kann nämlich Schadensersatzansprüche durchsetzen. Schließlich wäre der Wohnmobil-Kauf sicherlich nicht zustande gekommen, wenn der Betrug bereits zum Kaufzeitpunkt bekannt gewesen wäre.

So besteht unter anderem die Möglichkeit, das manipulierte Wohnmobil an den verantwortlichen Motoren-Hersteller zurückzugeben, um im Gegenzug eine Entschädigung zu erhalten, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es unter anderem auch möglich, die Auslieferung eines mangelfreien Neufahrzeugs bei dem verantwortlichen Fahrzeughändler geltend zu machen.

Diese Rechtsansprüche richten sich in der Regel gegen das Unternehmen, das für die Manipulation verantwortlich ist – also gegen Fiat. Teilweise können auch die verantwortlichen Händler im Rahmen der Gewährleistungspflicht für den Schaden haftbar gemacht werden. Ob das Unternehmen Knaus von den Fiat-Manipulationen wusste, ist hingegen aktuell noch unbekannt.

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