26.
Apr 2023

Rimor-Wohnmobile wurden illegal manipuliert

Der Wohnmobil-Hersteller Rimor kommt genau wie Fiat aus Italien. Da liegt es nahe, dass Rimor bei dem Ausbau von Reisemobilen auch auf Fahrgestelle von Fiat setzt. Beispielsweise dient der Fiat Ducato als Basismodell für den Rimor Super Brig. Doch diese Partnerschaft hat für Rimor und dessen Kunden nicht nur Vorteile. Einige Rimor-Wohnmobile mit Fiat-Fahrgestellen und -Motoren sind nämlich vom Abgasskandal betroffen.

So manipulierte Fiat die eigenen Diesel-Fahrzeuge

Konkret haben unabhängige Abgastests ergeben, dass mehrere Fiat-Diesel-Fahrzeuge aus den Baujahren 2014 bis 2019 illegal manipuliert wurden. Die Fahrzeuge, die unter den Umweltnormen Euro 5 und Euro 6 zugelassen wurden, erkennen, wenn sie Teil eines amtlichen Abgastests sind. In diesen Situationen geben sie einen gesetzeskonformen Schadstoffausstoß vor, obwohl sie im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viele Stickoxide emittieren. Dadurch erhielten die betroffenen Fahrzeuge die Typgenehmigung, ohne die dafür vorgeschriebenen Umweltrichtlinien einzuhalten.

Teilweise hat Fiat die eigenen Fahrzeuge so manipuliert, dass diese nur während des Zeitraums eines 20-minütigen Abgastests einen gesetzeskonformen Abgasausstoß hatten. Kurze Zeit später schaltete die Motorsteuerung die Abgasreinigung dann vollständig ab. Teilweise machte es Fiat sich auch zu Nutze, dass lange Zeit ähnliche Außentemperaturen auf dem Prüfstand von EU-Abgastests herrschten, sodass Fiat seine Abschalteinrichtungen darauf ausrichtete. All diese Formen der Manipulation sind laut Definition des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) allerdings eindeutig illegal.

Behörden rufen manipulierte Wohnmobile nicht zurück

Zu ersten Rückrufen im Zusammenhang mit dem Fiat-Abgasskandal kam es bereits. Wohnmobile sind davon bislang jedoch nicht betroffen. Das liegt allerdings nicht daran, dass keine Wohnmobile illegal manipuliert wurden. Tatsächlich ergaben bereits 2020 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, dass sogar ein Großteil der illegal manipulierten Fiat-Fahrzeuge Wohnmobile sind, denn der Fiat Ducato galt lange Zeit als beliebtestes Fahrgestell für den Ausbau von Wohnmobilen.

Dass die betroffenen Wohnmobil-Besitzer überwiegend noch gar nicht in Form von Rückrufen über die Manipulation informiert wurden und die manipulierten Reisemobile die Umwelt noch immer auf unerlaubte Weise verschmutzen, liegt vordergründig an den zuständigen Behörden. Die italienische Kraftfahrt-Behörde scheint Fiat als einen der größten Arbeitgeber des Landes schützen zu wollen und deshalb keine Rückrufe in der Sache anzuordnen.

Das deutsche KBA hat zwar mittlerweile die Befugnis, auch Zulassungsbescheide aus dem EU-Ausland anzufechten. Doch davon macht die Flensburger Behörde bislang keinen Gebrauch. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat deshalb schon rechtliche Schritte gegen das KBA eingeleitet und es ist sogar wahrscheinlich, dass das KBA im Rahmen dieser Klage dazu verpflichtet wird, auch Rückrufe im Zusammenhang mit dem Fiat-Abgasskandal anzuordnen. Bis es zu einem rechtskräftigen Urteil in dem Verfahren kommt, werden aber mindestens noch ein paar Monate vergehen.

Wohnmobil-Abgasskandal: Schadensersatz auch ohne Rückruf

Fahrzeuge, die illegal manipuliert wurden, können deshalb Schäden und auch Wertverluste erleiden. Generell hätten die betroffenen Wohnmobil-Besitzer den Kauf wohl nicht oder zumindest nicht zu denselben Konditionen abgeschlossen, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre. Unter anderem deshalb besteht Anspruch auf Schadensersatz. Entsprechende Rechtsansprüche können auch unabhängig von einem Rückruf durchgesetzt werden.

Konkret besteht wegen des Wohnmobil-Abgasskandals unter anderem die Option, Fiat als verantwortlichen Motorenhersteller zur Rücknahme des manipulierten Fahrzeugs zu bringen. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es aber auch möglich, das jeweilige Wohnmobil zu behalten und eine Entschädigung in Höhe eines Teilbetrages des Kaufpreises durchzusetzen. Selbst für bereits verkaufte Fahrzeuge können teilweise Schadensersatzansprüche durchgesetzt werden.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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