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Schadstoffausstoß via App prüfen
Millionen Diesel-Fahrzeuge haben deutlich mehr Schadstoffe ausgestoßen, als es eigentlich erlaubt war. Der sogenannte Abgasskandal wurde jedoch erst mehrere Jahre nach der Zulassung der betroffenen Fahrzeuge aufgedeckt. Künftig haben Fahrzeughalter allerdings die Möglichkeit, die Abgaswerte ihres Autos selbst zu prüfen. Möglich wird dies durch einen günstigen Bluetooth-Adapter sowie die kostenlose App LolaDrives. Ob Fahrzeug-Manipulationen durch die App aufgedeckt werden können, ist allerdings fraglich.
Abgas-App wurde an einer deutschen Universität entwickelt
LolaDrives wurde am Saarland Informatics Campus der Universität des Saarlandes von den Informatikern Sebastian Biewer und Yannik Schnitzer entwickelt. Die App ermöglicht es Autobesitzern, den sogenannten Real Driving Emissions-Test (RDE) selbst durchzuführen. Diesen Test müssen Autos seit 2017 bestehen, um für den Straßenverkehr zugelassen zu werden.
Der RDE wurde als Reaktion auf den Abgasskandal eingeführt. Durch Abgastests während des Normalbetriebes sollte gewährleistet werden, dass Fahrzeuge Prüfsituationen nicht mehr erkennen können, um in diesem Moment in einen umweltfreundlichen Modus zu schalten. Dies hatte dazu geführt, dass reihenweise PKW-Modelle zugelassen wurden, die die vorgeschriebenen EU-Umweltvorgaben nur auf dem Prüfstand erfüllten, während sie im herkömmlichen Straßenbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe ausstießen.
App erklärt Nutzern den Testablauf
Für einen gültigen RDE-Test müssen zahlreiche Bedingungen erfüllt sein: Die Fahrtdauer muss mindestens 90-120 Minuten betragen, in festgelegten Distanzen in verschiedenen Abschnitten stattfinden (Innerorts, Landstraße und Autobahn), bestimmte Geschwindigkeitsvorgaben dürfen nicht verletzt werden und auch das Beschleunigungs- und Bremsverhalten spielt eine Rolle.
„Unsere App zeigt all diese Elemente in einer leicht verständlichen Nutzeroberfläche an und führt strukturiert durch die verschiedenen Stufen des Tests, indem sie genau ansagt, was wann zu tun ist. Sie teilt mit, ob der Test erfolgreich war und auch, ob der Test durch den Verstoß gegen eine der Vorgaben unwiederbringlich gescheitert ist“, sagt Yannik Schnitzer, der als Student der Informatik bereits ab seinem zweiten Semester die Entwicklung der App vorangetrieben hat.
Abgaswerte von Autos ab 2005 können geprüft werden
Die App funktioniert in fast allen Autos ab Baujahr 2005. „Wichtig ist, dass der Wagen über eine Schnittstelle zur On-Board-Diagnose verfügt“, sagt App-Entwickler Sebastian Biewer. Die On-Board-Diagnose (OBD) ist ein Fahrzeugdiagnosesystem, das während der Fahrt abgasbeeinflussende Systeme und andere Steuergeräte, wie beispielsweise den Drehzahlmesser, überwacht.
Mithilfe eines Bluetooth-Adapters, der für etwa 10 Euro erwerbbar ist, wird auf die On-Board-Diagnose zugegriffen. Nach dem Start des Fahrzeugs müssen Nutzer ihr Smartphone per Bluetooth mit dem OBD-Adapter verbinden und die LolaDrives-App starten. Im Anschluss erklärt die App ihren Nutzern, ob und wie sie den Schadstoffausstoß ihres Autos prüfen können.
Fahrzeug-Manipulationen kann die App wohl nicht aufdecken
Ob die App Fahrzeug-Manipulationen identifizieren kann, ist jedoch fraglich. In der Vergangenheit hätte die On-Board-Diagnose nämlich auch bei zahlreichen nachweislich manipulierten Autos bei einer Abschaltung von Komponenten der Abgasreinigung eine Fehlermeldung erzeugen und abspeichern müssen.
Da dies nicht geschah, ist davon auszugehen, dass auch die OBD von zahlreichen Fahrzeugherstellern manipuliert wurde. So entdeckte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) beispielsweise, dass die Bordcomputer von VW-Fahrzeugen mit dem EA 288-Dieselmotor selbst bei einem unerlaubt hohen Stickoxide-Ausstoß keinen Fehler melden würden.
Auch der in das Projekt involvierte Informatik-Professor Holger Hermanns hebt hervor, dass die LolaDrives-App keine allgemeingültigen Abgaswerte ermittelt: „Uns geht es darum, das Informationsbedürfnis der Nutzer zu stillen. Die Ergebnisse unserer RDE-Tests sind plausibel, wenn man sie im Kontext der veröffentlichten Emissions-Daten und Grenzwerte betrachtet. Aber letztendlich sind sie Annäherungen an die ‚echten‘ Tests, die zwingend mithilfe kostspieliger mobiler Mini-Labors durchgeführt werden müssen“, sagt Hermanns.
App ist aktuell nur über den Google Playstore erhältlich
Die LolaDrives-App ist zurzeit für Android über den Google Playstore erhältlich und wird bald auch im App-Store von Apple verfügbar sein. Die App ist komplett kostenfrei. Nutzer können ihre Fahrdaten auf freiwilliger Basis und ohne Einschränkung der App-Funktionalitäten datenschutzkonform an die Forschenden spenden. Das Forschungsprojekt verfügt zudem über ein begrenztes Kontingent an Bluetooth-OBD-Adaptern, die interessierten Datenspendern kostenlos zur Verfügung gestellt werden.