10.
Sep 2021

Die Bedeutung des Stadler-Verfahrens für den Audi-Skandal

Seit knapp einem Jahr läuft der Abgasskandal-Prozess gegen den früheren Audi-Chef, Rupert Stadler. Dem 58-Jährigen wird vorgeworfen, den Verkauf von manipulierten Audi-Fahrzeugen nach dem Bekanntwerden des Abgasskandals nicht gestoppt zu haben. Stadler droht eine mehrjährige Haftstrafe. Doch welche Bedeutung hat das Verfahren für den Audi-Abgasskandal?

Erstes deutsches Abgasskandal-Verfahren gegen Top-Manager

Zunächst einmal ist es das erste deutsche Abgasskandal-Verfahren gegen Manager aus dem VW-Konzern. Neben Stadler sitzen zwei ehemalige Audi-Entwickler sowie der Ex-Audi-Motorenchef, Wolfgang Hatz, auf der Anklagebank. Im Rahmen des Verfahrens soll geklärt werden, wer die illegalen Manipulationen angeordnet hat und wann Führungskräfte von Audi von dem Skandal erfahren haben.

Rupert Stadler saß deshalb im Jahr 2018 sogar vier Monate in Untersuchungshaft. Zuvor soll er versucht haben soll, die Ermittlungen zu behindern. Bereits kurz nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals im September 2015 kam es bei Audi laut Mitarbeitern des Ingolstädter Autobauers zu einer massenhaften Vernichtung von wichtigen Daten.

Zeugen berichteten, dass Diesel-Ingenieure unter anderem Spezial-Software-Lösungen einsetzten, um die Wiederherstellung interner Daten unmöglich zu machen. Auch zahlreiche physische Dokumente wurden im Zuge der insgesamt knapp zweiwöchigen Vernichtungsaktion geschreddert und vernichtet. Manipulierte Fahrzeuge brachte das Unternehmen allerdings trotzdem noch in den Verkehr.

Audi-Mitarbeiter wussten fast ausnahmslos von den Manipulationen

An den bislang 69 Verhandlungstagen konnte nicht geklärt werden, wer für die Entwicklung der Manipulationssoftware verantwortlich war und wann Rupert Stadler und die restliche Führungsriege von Audi davon erfuhren. Bislang gaben fast alle vorgeladenen Audi-Mitarbeiter an, von den Manipulationen gewusst zu haben. Wer diese angeordnete hatte, konnte allerdings niemand beantworten.

Besonders spannend könnte es ab Ende Oktober werden. Dann hat das Gericht nämlich Vertreter des Kraftfahrt-Bundesamtes geladen, die für die Zulassung und den Rückruf der manipulierten Audi-Fahrzeuge verantwortlich waren. In diesem Zusammenhang wird wohl auch ein Sachverständiger aussagen, der Audis Abschalteinrichtungen für das Gericht untersucht hatte. Insgesamt ist das Verfahren noch bis zum Dezember 2022 angesetzt.

Schadensersatzansprüche lassen sich auch ohne Stadler-Urteil erfolgreich durchsetzen

Auf die Schadensersatzklagen von betroffenen Audi-Haltern hat der Prozess keinen Einfluss. Sicherlich ist es diesbezüglich hilfreich, die Wirkungsweisen der verwendeten Abschalteinrichtungen noch genauer nachvollziehen und die Abläufe der Manipulationen rekonstruieren zu können. Doch auch heute ist die erfolgreiche Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen in der Sache möglich.

Seit 2018 hat das Kraftfahrt-Bundesamt Fahrzeuge mit manipulierten Audi-Motoren zurückgerufen. Die sogenannten V-TDI-Motoren wurden unter anderem in den Audi-Modellvarianten A4, A5, A6, A7, A8, S6, S7, Q5, Q7 und SQ5 verbaut. Auch an Porsche und Volkswagen lieferte Audi die manipulierten 3.0- und 4.2-Liter-Motoren.

Betroffene PKW-Halter haben Anspruch auf Schadensersatz

Vom Audi-Abgasskandal betroffene Verbraucher können die Auszahlung des vollständigen Kaufpreises ihres Fahrzeuges bei dem verantwortlichen Hersteller geltend machen und ihr Auto dafür zurückgeben. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung durchzusetzen.

Da die Verjährung dieser Rechtsansprüche zum 01. Januar 2022 droht, sollten sich betroffene Halter allerdings zügig mit einer Anwaltskanzlei in Verbindung setzen, um die Durchsetzung der eigenen Rechte zu prüfen. Die Kanzlei Goldenstein bietet diesbezüglich eine kostenfreie Rechtsberatung an.

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