27.
Aug 2021

Vorsicht beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils

Wohnmobile sind seit Jahren extrem beliebt in Deutschland. Daher müssen Wohnmobil-Käufer oft mehrere Monate oder sogar Jahre auf die Auslieferung eines Neufahrzeugs warten. Viele Camper suchen daher auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach sofort verfügbaren Alternativen. Die deutsche Umwelthilfe (DUH) rät nun jedoch dringend von einem Kauf gebrauchter Diesel-Wohnmobile unterhalb der Abgasnorm Euro 6d ab. Viele dieser Fahrzeuge wurden nämlich illegal manipuliert, weshalb sie jederzeit stillgelegt werden könnten.

DUH-Abgastests: Wohnmobile emittieren unerlaubt viele Stickoxide

Die Umwelt-Organisation hat in den vergangenen Monaten den Schadstoffausstoß von mehreren Diesel-Wohnmobilen der Abgasnormen Euro 5, Euro 6 und Euro 6d getestet. Das schockierende Ergebnis: Lediglich Reisemobile der Abgasnorm Euro 6d halten die EU-weit vorgeschriebenen Schadstoffgrenzwerte im Normalbetrieb tatsächlich ein. Die anderen getesteten Fahrzeuge hätten also eigentlich nie für den Straßenverkehr in Europa zugelassen werden dürfen.

Bereits im Dezember 2020 veröffentlichte die DUH Testberichte, die einen unerlaubt hohen Schadstoffausstoß von Wohnmobilen der Marken Dethleffs und Pilot beschreiben. Die Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 stoßen im Schnitt das Sieben- bzw. Zehnfache der erlaubten Stickoxidmengen aus.

Wenige Monate später ergaben DUH-Abgastests zudem, dass ein nach Euro 6 zugelassenes Wohnmobil die erlaubten Schadstoffgrenzwerte im Schnitt sogar um das 12-fache überschreitet. Ähnliche Werte hatten 2016 dazu geführt, dass das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) insgesamt mehr als zwei Millionen Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern wegen des Abgasskandals zurückrief.

Wohnmobil-Abgasskandal betrifft fast alle Hersteller

Die von der DUH getesteten Wohnmobile wurden fast alle auf Basis eines Fiat Ducato gebaut. Das ist insofern besorgniserregend, da der Ducato generell als das beliebteste Fahrgestell bei Wohnmobilherstellern gilt und von mehr als 50 Unternehmen als Reisemobil-Basis verwendet wird.

Der Wohnmobil-Abgasskandal betrifft jedoch nicht nur Fahrzeuge mit Fiat-Fahrgestellen. Die DUH hat auch an einem VW T5 California unerlaubt hohe Schadstoffausstoß gemessen. Darüber hinaus wurden Daimler- und Iveco-Modelle, die ebenfalls häufig von Wohnmobilherstellern als Basis genutzt werden, bereits wegen illegaler Abgas-Manipulationen offiziell zurückgerufen.

Gebrauchte Wohnmobile: Rückrufe drohen – das sind die Folgen

Einen solchen Rückruf fordert die DUH auch für die getesteten Wohnmobile. Auf Rückfrage bestätigte das Kraftfahrt-Bundesamt der Umweltorganisation bereits, ebenfalls auffällige Schadstoffwerte von Wohnmobilen gemessen zu haben und weitere Schritte in der Sache zu prüfen.

Wer sich daher aktuell mit dem Kauf eines gebrauchten Wohnmobils befasst, sollte daher aufpassen. Der PKW-Abgasskandal hat gezeigt, dass die illegalen Manipulationen zu enormen Wertverlusten führen können und die Fahrzeuge im schlimmsten Fall sogar stillgelegt werden müssen, wenn die Abgasreinigung nicht normalisiert wird.

Aber auch eine Verbesserung der Schadstoff-Emissionen kann zu schwerwiegenden Folgen führen. In der Regel setzen die verantwortlichen Hersteller hierfür nämlich auf Software-Updates, die die eingebaute Manipulationssoftware überschreiben. Da die Hardware der manipulierten Autos jedoch nicht auf eine gesetzeskonforme Abgasreinigung ausgelegt ist, klagen die Halter von upgedateten Abgasskandal-Autos anschließend oft über einen Leistungsabfall, einen erhöhten Kraftstoffverbrauch oder sogar kostspielige Motorenschäden.

Schadensersatzansprüche im Abgasskandal

Wer bereits ein manipuliertes Fahrzeug besitzt, kann jedoch Schadensersatzansprüche durchsetzen. Schließlich wäre der Wohnmobil-Kauf sicherlich nicht zustande gekommen, wenn der Betrug bereits zum Kaufzeitpunkt bekannt gewesen wäre.
So besteht unter anderem die Möglichkeit, das manipulierte Wohnmobil an den verantwortlichen Motoren-Hersteller zurückzugeben, um im

Gegenzug eine Entschädigung zu erhalten, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es unter anderem auch möglich, die Auslieferung eines mangelfreien Neufahrzeugs bei dem verantwortlichen Fahrzeughändler geltend zu machen.

Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte diesbezüglich, dass die Halter von manipulierten Autos auch Ansprüche auf ein neues, mangelfreies Fahrzeug durchsetzen können. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Gewährleistungsfrist in Höhe von zwei Jahren noch nicht abgelaufen ist. Daher ergibt es für betroffene Wohnmobil-Besitzer unbedingt Sinn, sich schnellstmöglich von einer Anwaltskanzlei bezüglich ihrer Rechte beraten zu lassen.

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