04.
Okt 2021

Warum setzen die Autobauer im Abgasskandal auf Software-Updates?

Wenn ein Fahrzeug wegen eines Mangels zurückgerufen wird, ist der verantwortliche Hersteller dazu verpflichtet, diesen Mangel zu beseitigen. Im Rahmen des Abgasskandals kam es allein in Deutschland millionenfach zu Rückrufen von Fahrzeugen von Herstellern wie Audi, Mercedes-Benz, Opel, Porsche oder Volkswagen. Die manipulierten Fahrzeuge erhielten im Normalfall Software-Updates, die die Abgasreinigung normalisieren sollten. Doch reicht das aus?

So funktioniert eine Manipulationssoftware

Die zurückgerufenen Autos wurden so manipuliert, dass sie mit Hilfe einer Manipulationssoftware amtliche Abgastests erkennen. Ist dies der Fall, geben die Fahrzeuge deutlich bessere Schadstoffwerte vor, als sie im normalen Straßenbetrieb tatsächlich erreichen. Dadurch wurden die Autos zugelassen, obwohl sie die gängigen EU-Umweltrichtlinien eigentlich gar nicht erfüllen.

Diese Manipulationen wurden 2015 erstmals in den USA aufgedeckt. Wenig später war klar, dass auch in Europa Fahrzeuge zugelassen wurden, die vom Abgasskandal betroffen sind. Europaweit kam es seitdem zu mehr als zehn Millionen Rückrufen von illegal manipulierten Diesel-Fahrzeugen. Im Zuge eines Rückrufs verpflichten sich die verantwortlichen Hersteller zu einer Beseitigung der Manipulationssoftware. Den betroffenen Autos droht nämlich die Stilllegung, wenn ihre Abgasreinigung nicht normalisiert wird.

Experten kritisieren negative Folgen von Software-Updates

Um Letzteres zu gewährleisten, setzen alle namhaften Hersteller von manipulierten Autos auf Software-Updates. Das bedeutet, dass die vorhandene Manipulationssoftware überschrieben wird, damit die betroffenen PKW nach der Aktualisierung ihrer Software einen tatsächlich gesetzeskonformen Schadstoffausstoß vorweisen können. Viele Experten kritisieren jedoch die Wirksamkeit von Software-Updates.

Die manipulierten Fahrzeuge sind nämlich nicht darauf ausgerichtet, große Schadstoffmengen zu filtern. Das führt dazu, dass beispielsweise Partikelfilter nach dem Update verstopfen können, was wiederum im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führen kann. Generell beklagen sich zahlreiche Halter von manipulierten Autos nach der Durchführung eines Software-Updates über unliebsame Begleiterscheinungen.

Verbraucherschutzverein dokumentiert Fahrzeugschäden nach Software-Update

Der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) befragte die Halter von upgedateten Diesel-Fahrzeugen über die Auswirkungen von Software-Updates. Während die verantwortlichen Autobauer angeben, dass Software-Updates zu keinen Schäden führen, klagte jeder zweite Befragte nach dem Update über Fahrzeugprobleme.

Von Leistungsabfällen, unangenehmen Gerüchen und einem erhöhten Kraftstoff- und AdBlue-Verbrauch reichen die Begleiterscheinungen von Software-Updates demnach bis hin zu kostspieligen Motorschäden. Wer ein manipuliertes Auto mit einem Software-Update besitzt, kann also durchaus von einer geringeren Lebensdauer des eigenen Fahrzeugs und ggf. auch häufigeren Werkstattterminen inklusive teuren Reparaturrechnungen ausgehen.

Liefern Hardware-Updates die Antwort auf den Abgasskandal?

Einige Experten sehen deshalb eine Verbindung aus Software- und Hardware-Updates, also tatsächliche Veränderungen am Motor, als einzig wirksame Lösung, um eine vorhandene Manipulationssoftware ohne Folgeschäden zu beseitigen. Dennoch setzen die verantwortlichen Autobauer weiterhin auf reine Software-Lösungen, wenn sie ihre Abgasskandal-Autos zurückrufen müssen.

Das liegt daran, dass die Durchführung von Software-Updates deutlich teurer ist als ein Hardware-Update. Dieses kostet nämlich in der Regel mehrere Tausend Euro pro Fahrzeug. Hersteller wie Volkswagen und Daimler haben sich zwar auf Druck der Politik dazu bereiterklärt, sich an den Kosten für Hardware-Updates zu beteiligen. Aber dafür verlangen die Autobauer unter anderem, dass die betroffenen PKW-Besitzer auf die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen verzichten.

Das ist insofern brisant, da die Hersteller nur einen Teil der Kosten für die Nachrüstungen übernehmen, obwohl ein Hardware-Update ohne die Manipulationen der Autohersteller gar nicht nötig gewesen wäre. Vor der Durchführung eines Software- oder Hardware-Updates sollten sich betroffene PKW-Besitzer daher unbedingt von einer Rechtsanwaltskanzlei bezüglich der eigenen Möglichkeiten beraten lassen, um keine wirtschaftlich unkluge Entscheidung zu treffen.

Schadensersatzansprüche im Abgasskandal

Wer ein illegal manipuliertes Auto besitzt, hat nämlich Anspruch auf Schadensersatz. Schließlich hätten die Fahrzeugbesitzer ihre PKW sicherlich nicht zu den gleichen Konditionen gekauft, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von dem Abgasskandal gewusst hätten. Außerdem haben die manipulierten Autos oft enorm an Wert verloren und sind teilweise von Fahrverboten in deutschen Städten betroffen.

Daher besteht unter anderem die Möglichkeit, das Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis des Fahrzeuges abzüglich einer Nutzungsentschädigung zusammensetzt. Letztere ist abhängig von der individuellen Laufleistung des jeweiligen Fahrzeuges. Darüber hinaus erhalten die Kläger ab dem Tag der Klage-Einreichung Verzugszinsen, die die Entschädigungssumme erhöhen.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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