28.
Apr 2022

Wegen Fiat-Motoren: Auch Suzuki ist vom Abgasskandal betroffen

Die Geschichte des Abgasskandals ist noch längst nicht zu Ende erzählt. Nun gerät nämlich ein weiterer Autohersteller unter Manipulationsverdacht. Gestern durchsuchten Ermittler im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt europaweit Geschäftsräume von Suzuki, Stellantis und Marelli, weil deutschlandweit vermutlich mehr als 22.000 illegal manipulierte Suzuki-Fahrzeuge verkauft wurden. Was müssen betroffene Suzuki-Halter nun wissen?

Suzuki-Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit Fiat

Konkret sollen die Suzuki-Modellreihen SX-4 S-Cross, Swift und Vitara vom Abgasskandal betroffen sein. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 6, die mit 1.3-, 1.6- und 2.0-Liter-Motoren ausgestattet wurden. Die manipulierten Motoren stammen jedoch nicht von Suzuki selbst, sondern von dem italienischen Autobauer Fiat, der heute zu Stellantis gehört.

Bereits seit mehreren Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Zusammenhang mit dem Abgasskandal gegen Fiat. Nach Razzien im Sommer 2020 verkündeten die Frankfurter Ermittler, dass deutschlandweit wohl mehr als 200.000 Fiat-Fahrzeuge illegal manipuliert wurden. Demnach sind hierzulande vor allem Wohnmobile vom Fiat-Abgasskandal betroffen. Das liegt daran, dass der Fiat Ducato als meistgenutztes Basismodell für den Ausbau von Campern genutzt wird.

Manipulierte Suzuki-Modelle hätten nie zugelassen werden dürfen

Offensichtlich hat Fiat seine manipulierten Diesel-Motoren allerdings nicht nur in eigenen Fahrzeugen verbaut, sondern diese auch an Partner-Unternehmen wie Suzuki verkauft. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft vermutet laut übereinstimmenden Medienberichten, dass Suzuki bis 2018 von Fiat bzw. dessen früherem Mutterkonzern FCA mit illegal manipulierten Motoren beliefert wurde.

Diese Motoren sollen mit Hilfe einer Software amtliche Abgastests erkannt und in diesen Situationen in einen umweltfreundlichen Modus geschaltet haben. Dadurch wurden die betroffenen PKW-Modelle zugelassen, obwohl sie im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe ausstießen. Eine solche Form der Manipulation ist selbstverständlich illegal.

Razzien in drei europäischen Ländern

Endgültige Beweise für diesen Verdacht suchten die zuständigen Ermittler nun in Deutschland, Italien und Ungarn. Laut Medienberichten interessierte sich die Staatsanwaltschaft Frankfurt vor allem für Kommunikationsdaten, Software und Planungsunterlagen.

Mit Hilfe der gesammelten Informationen soll bewiesen werden, dass Fiat manipulierte Motoren entwickelt und an Suzuki geliefert haben soll. Das japanische Unternehmen Marelli soll zudem die für die Manipulation benötigte Motorsteuerungssoftware bereitgestellt hat. Es ist davon auszugehen, dass die Staatsanwaltschaft ihre vorläufigen Ermittlungsergebnisse in den kommenden Wochen präsentieren wird.

Das müssen betroffene Suzuki-Besitzer nun wissen

Betroffene Suzuki-Besitzer in Deutschland müssen nun mit amtlichen Rückrufen ihrer Fahrzeuge rechnen. Auch Fiat musste im vergangenen Jahr die ersten Diesel-Fahrzeuge wegen des Abgasskandals zurückrufen und in die Werkstatt beordern. Dort sollen die manipulierten Autos ein Software-Update erhalten, mit dem die vorhandene Manipulationssoftware überschrieben und die Abgasreinigung der Fahrzeuge normalisiert wird. Für Suzuki wird vermutlich dasselbe gelten.

Solche Updates können jedoch schwerwiegende Schäden hervorrufen, da die Fahrzeuge nicht dafür konzipiert wurden, um Schadstoffe im hohen Maße zu filtern. Daher zählen unangenehme Gerüche, eine verminderte Fahrzeugleistung, ein erhöhter Kraftstoffverbrauch und sogar Motorschäden nicht selten zu den unliebsamen Begleiterscheinungen solcher Software-Updates.
Die verantwortlichen Hersteller übernehmen dennoch nur in den seltensten Fällen die Kosten für die anfallenden Reparaturen, denn ein direkter Zusammenhang zwischen Schaden und Update ist oft nur schwer nachweisbar.

Abgasskandal: Schadensersatzansprüche bestehen

Unter anderem wegen dieser möglichen Folgeschäden haben die Halter von illegal manipulierten Autos Anspruch auf Schadensersatz. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die betroffenen Verbraucher ihre Fahrzeuge vermutlich für deutlich weniger Geld gekauft hätten, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre.

Grundsätzlich besteht deshalb die Möglichkeit, das manipulierte Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das jeweilige Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe eines Teilbetrages des Kaufpreises durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust, der durch den Abgasskandal entstanden ist, kompensiert werden.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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