06.
Apr 2021

Wohnmobil-Abgasskandal: Erste Rückruf-Aktion bei Iveco

Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat aktuell den ersten Rückruf im Wohnmobil-Dieselskandal angeordnet. Unter der Rückruf-Nummer 010493 schickt die Behörde Fahrzeuge, die auf Basis des Iveco Daily gebaut wurden, in die Werkstatt. Betroffene Fahrzeughalter können deshalb Schadensersatzansprüche geltend machen.

Weitere Rückrufe bei Fiat und Iveco werden folgen

Das Fahrgestell des Iveco Daily wird unter anderem auch von den Reisemobilbauern Bimobil, Bocklet, Concorde, Dethleffs, Laika, Morelo, Niesmann + Bischoff, Pilote, Phoenix und Woelcke verwendet. Der aktuelle Rückruf beschränkt sich zunächst nur auf Fahrzeuge aus den Baujahren 2016 bis 2019. Es ist jedoch davon auszugehen, dass zeitnah weitere Rückrufe von Wohnmobilen mit Iveco- und Fiat-Motoren erfolgen.

Bereits im Sommer 2020 ließ die Staatsanwaltschaft Frankfurt nämlich mehrere Geschäftsräume von Fiat und Iveco wegen des Verdachts der Abgas-Manipulation durchsuchen. Einige Monate später gaben die Ermittler bekannt, dass allein in Deutschland rund 200.000 manipulierte Fahrzeuge mit den Schummel-Motoren zugelassen wurden. Zahlreiche dieser Modelle sind Wohnmobile.

Wohnmobile hätten eigentlich nie zugelassen werden dürfen

Die Automobile wurden so manipuliert, dass sie die vorgeschriebenen Umweltrichtlinien nur während offizieller Zulassungstests einhalten. Im normalen Straßenbetrieb überschreiten sie die Schadstoff-Grenzwerte hingegen massiv. Dass dieses Vorgehen illegal ist, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Dezember 2020 abschließend.

Betroffene Fahrzeughalter werden nun dazu aufgefordert, ihr Fahrzeug in die Werkstatt zu bringen. Dort muss die Abgasreinigung des Wohnmobils mit Hilfe eines Software- oder Hardware-Updates normalisiert werden. Sollte der Schadstoffausstoß nicht auf ein zulässiges Niveau gebracht werden, droht im schlimmsten Fall sogar der Verlust der Straßenzulassung.

Diese Rechte haben Halter von Dieselskandal-Wohnmobilen

In jedem Fall werden die manipulierten Wohnmobile auf Iveco-Basis nun enorm an Wert verlieren. Der PKW-Dieselskandal hat bereits gezeigt, dass der Markt für nachweislich manipulierte Fahrzeuge klein ist. Halter von Dieselskandal-Wohnmobilen können sich jedoch unter anderem deshalb gegen diesen Betrug wehren.

So besteht die Möglichkeit, das manipulierte Fahrzeug zurückzugeben. Im Gegenzug kann eine Entschädigung erwirkt werden, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Darüber hinaus gibt es die Option, das Fahrzeug zu behalten und eine einmalige Entschädigung zu erhalten, die den entstandenen Wertverlust ausgleichen soll. Auf diese Weise lassen sich ungefähr 25 Prozent des ursprünglich gezahlten Fahrzeugpreises durchsetzen.

In beiden Fällen richten sich die Ansprüche im Wohnmobil-Abgasskandal gegen den Motorenhersteller – also Iveco. Es ist nämlich äußerst unwahrscheinlich, dass Reisemobilbauer wie zum Beispiel Dethleffs oder Concorde über den Abgasskandal bei Fiat und Iveco informiert waren und bewusst auf manipulierte Motoren setzten.

Diese Fahrzeuge sind vom Wohnmobil-Dieselskandal betroffen

Der Wohnmobil-Abgasskandal betrifft quasi die gesamte Camper-Szene, denn insgesamt setzen mehr als 50 Reisemobil-Hersteller auf die Fahrgestelle und Motoren von Fiat und Iveco. Dazu zählen nahezu sämtliche namhafte Hersteller.

Bislang ist bekannt, dass Fahrzeuge aus den Baujahren 2014 bis 2019 mit den folgenden Motorentypen vom Wohnmobil-Abgasskandal betroffen sind: 1.3 Liter 16V Multijet, 1.6 Liter Multijet, 1.6 Liter, 2.0 Liter Multijet, 2.0 Liter, 2.2 Liter Multijet II, 2.3 Liter, 2.3 Liter Multijet, 3.0 Liter. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass auch weitere Fahrzeuge illegal manipuliert wurden.

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