14.
Jun 2022

Deutschlands beliebtestes Wohnmobil-Fahrgestell stößt viel zu viele Schadstoffe aus

Auch fast sieben Jahre nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals stoßen noch immer zahlreiche Fahrzeuge in Deutschland zu viele Schadstoffe aus. Vor allem der Fiat Ducato fiel diesbezüglich zuletzt bei Abgasmessungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) negativ auf. Der Kastenwagen gilt in Deutschland als beliebtestes Fahrgestell für den Ausbau von Wohnmobilen.

Fiat Ducato übersteigt zulässigen Schadstoffausstoß um ein Vielfaches

Im Rahmen der Abgasmessungen hat die Deutsche Umwelthilfe unter anderem den realen Stickoxidausstoß eines Carthago-Wohnmobils geprüft. Das Fahrzeug, das auf Basis eines Fiat Ducato gebaut wurde, entspricht laut Typengenehmigung der Umweltnorm Euro 6. Dementsprechend hätte es höchstens 125 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen dürfen. Tatsächlich stellte die DUH jedoch 16-mal so hohe Abgaswerte fest: Pro Kilometer stieß das Fahrzeug 1996 Milligramm Stickoxid aus.

Auch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat bereits verkündet, dass die Behörde auffällige Schadstoffwerte bei Wohnmobilen mit Fiat Ducato-Fahrgestellen festgestellt hat. Obwohl das KBA die italienischen Behörden, die für die Zulassung von Fiat-Fahrzeugen zuständig sind, über diesen Sachverhalt informiert hat, haben die Italiener bislang noch keine Rückrufaktionen von Fiat Ducato-Fahrzeugen angeordnet. Deshalb hat sich nun sogar die EU-Kommission eingemischt.

Das Exekutiv-Organ der Europäischen Union hat wegen des Fiat-Abgasskandals ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet. Demnach drohen dem hoch verschuldeten Staat tägliche Strafzahlungen in Millionenhöhe, wenn die Italiener nicht für eine Normalisierung der Abgasreinigung der betroffenen Fahrzeuge sorgen. Eigentlich hätten die manipulierten Fiat-Autos nämlich niemals in der Europäischen Union zugelassen werden dürfen.

Wohnmobil-Rückrufe drohen: Vorsicht vor Software-Update

Das Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien hat bereits dazu geführt, dass der Fiat 500x und der Fiat Doblò wegen des Abgasskandals zurückgerufen wurden. Auch Wohnmobil-Halter müssen demnach früher oder später mit einem Rückruf ihrer fahrenden Behausung rechnen, sofern in dieser ein Fiat-Motor verbaut wurde.

Im Rahmen eines Abgasskandal-Rückrufs werden die manipulierten Fahrzeuge in die Werkstatt gerufen, um dort ein Software-Update zur Normalisierung der Abgasreinigung zu erhalten. Der PKW-Abgasskandal hat jedoch bereits gezeigt, dass entsprechende Updates nicht nur die vorhandene Manipulationssoftware überschreiben, sondern zu negativen Begleiterscheinungen führen können. So zählen unter anderem ein erhöhter Schadstoff-Verbrauch und sogar Motorschäden nicht selten zu den Begleiterscheinungen einer solchen Software-Aktualisierung.

Fiat gibt Abgasskandal in den USA zu und zahlt Millionenstrafe

In den USA hat sich Fiat derweil erst kürzlich wegen der Manipulation von Diesel-Motoren für schuldig bekannt und der Zahlung einer Strafe in Höhe von 300 Millionen US-Dollar zugestimmt. Zwar geht es in den USA um Motoren, die an Jeep und Ram geliefert wurden, doch die von den US-Behörden beschriebenen Abschalteinrichtungen, wurden auch in europäischen Fiat-Fahrzeugen dokumentiert.

Spannend ist zudem, dass Motorenentwickler, die auch Motoren für den EU-Markt entwickelt haben, von den US-Ermittlern für die Fiat-Manipulationen in Übersee verantwortlich gemacht werden. Diese Ermittlungsergebnisse sind auch für die Aufarbeitung des Fiat-Abgasskandals in Europa relevant und erleichtern vor allem die Schadensersatzklagen von betroffenen Fahrzeughaltern.

Wer ein illegal manipuliertes Wohnmobil gekauft hat, hat nämlich Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung. Schließlich hätten die betroffenen Verbraucher ihre Autos sicher nicht zu denselben Konditionen erworben, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre.

Diese Rechte haben betroffene Verbraucher wegen des Abgasskandals

Die Halter von illegal manipulierten Fahrzeugen haben grundsätzlich die Möglichkeit, ihr Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das manipulierte Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe eines Teils des Kaufpreises durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust, der durch den Abgasskandal entstanden ist, kompensiert werden.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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