06.
Dez 2021

Wohnmobile: Droht die Stilllegung nach der Winterpause?

Die Camping-Saison ist beendet und viele Wohnmobile überwintern nun ungenutzt bis zum Frühling. Doch nach wie vor sorgen sich viele Wohnmobil-Besitzer davor, dass ihre Reisemobile nach der Winterpause möglicherweise gar nicht mehr auf deutschen Straßen genutzt werden dürfen. Bis zu 200.000 Wohnmobile stehen nämlich unter Verdacht, illegal manipuliert worden zu sein. Doch wie wahrscheinlich ist eine Stilllegung der betroffenen Modelle wirklich?

Fiat Ducato überschreitet vorgegebene Schadstoff-Grenzwerte

Die Manipulationsvorwürfe beziehen sich auf Wohnmobile, die auf Basis des Fiat Ducato gebaut wurden. Unabhängige Abgastests des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ergaben, dass Ducato-Modelle aus den Baujahren 2014 bis 2019 im Normalbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe ausstoßen.

Die Typengenehmigung erhielten die betroffenen Fahrzeuge vermutlich nur deshalb, weil die Kleintransporter amtliche Abgastests erkennen konnten und in diesen Momenten in einen umweltfreundlichen Modus schalteten. Solche Formen der Fahrzeug-Manipulation sind natürlich illegal.

Staatsanwaltschaft: Hunderttausende Fiat-Fahrzeuge in Deutschland wurden manipuliert

Auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt deshalb bereits seit über einem Jahr gegen Fiat. Nach mehreren Razzien in Geschäftsgebäuden von Fiat verkündeten die Ermittler im Herbst vergangenen Jahres, dass allein in Deutschland möglicherweise mehr als 200.000 manipulierte Fahrzeuge von Fiat zugelassen worden seien.

Vor allem Wohnmobile seien demnach vom Fiat-Abgasskandal betroffen. Der Fiat Ducato gilt nämlich als beliebtestes Fahrgestell in der Wohnmobil-Szene und wird von mehr als 50 Reisemobil-Herstellern zu Wohnmobilen ausgebaut.

Stilllegungen wegen ausbleibender Rückrufe?

Nun begleitet der Abgasskandal die Automobilindustrie schon länger und bislang haben die verantwortlichen Hersteller fast immer Lösungen gefunden, um eine Stilllegung der betroffenen Fahrzeuge zu verhindern. Dies geschah in der Regel dadurch, dass für die Fahrzeuge im Zuge einer amtlichen Rückrufaktion ein Software-Update entwickelt wurde, das die Abgasreinigung normalisierte.

Im Fall von Fiat kam es jedoch bis vor kurzem noch gar nicht zu amtlichen Rückrufen. Das liegt daran, dass die italienischen Behörden hierfür verantwortlich sind und diese bislang gar nichts in der Sache unternommen haben. Automobilexperten vermuten, dass dies an dem starken Einfluss der Autolobby in Italien liegt. Fiat zählt nämlich zu den größten Arbeitgebern des Landes.

Deutsche Behörde prüft weitere Schritte im Wohnmobil-Abgasskandal

Die ausbleibenden Rückrufe führen jedoch auch dazu, dass die manipulierten Fahrzeuge die Umwelt weiterhin auf unerlaubte Weise belasten. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass eine andere europäische Behörde den betroffenen Fahrzeugen irgendwann die Typengenehmigung entzieht und die Fahrzeuge dadurch faktisch stilllegt. Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt kündigte beispielsweise auf bereits an, weitere Schritte im Rahmen des Wohnmobil-Abgasskandals zu prüfen.

Für die Halter der manipulierten Wohnmobile würde eine Stilllegung bedeuten, dass sie ihre Fahrzeuge auf europäischen Straßen nicht länger fahren oder abstellen dürften. Sie müssten also einen dauerhaften Stellplatz auf nicht-öffentlichem Gelände für ihre Wohnmobile finden. Außerdem würde der Wiederverkaufswert der Fahrzeuge innerhalb Europas trotz des aktuellen Wohnmobil-Booms komplett einbrechen.

Betroffene Halter sollten Rechtsansprüche frühzeitig prüfen

Nun sind Stilllegungen wirklich die in so einer Situation ergriffen werden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die manipulierten Wohnmobile im Frühjahr nicht länger genutzt werden dürfen. Ausgeschlossen ist es aber nicht.

Daher sollten sich die Halter entsprechender Wohnmobile bereits jetzt darüber informieren, welche rechtlichen Möglichkeiten ihnen im Rahmen des Abgasskandals zur Verfügung stehen. Selbst wenn es nicht zu Stilllegungen kommt, wird der Wohnmobil-Abgasskandal nämlich zu Schäden führen, die nicht nur die Umwelt betreffen.

Der PKW-Abgasskandal hat bereits gezeigt, dass manipulierte Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich weniger wert sind als Autos, die nicht vom Abgasskandal betroffen sind. Außerdem können Software-Updates, sofern sie denn entwickelt und aufgespielt werden, mittelfristig zu kostspieligen Schäden führen. Schließlich wurden die manipulierten PKW nicht dafür konzipiert, Schadstoffe dauerhaft in großen Mengen zu filtern.

Betroffene Wohnmobil-Besitzer haben Anspruch auf Schadensersatz

Da die betroffenen Wohnmobil-Besitzer ihr Auto sicherlich nicht gekauft hätten, wenn sie damals von dem Betrug und den damit verbundenen Konsequenzen gewusst hätten, haben diese geltende Schadensersatzansprüche. So besteht im Rahmen des Wohnmobil-Abgasskandals die Möglichkeit, das manipulierte Fahrzeug an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben und dafür eine Entschädigung zu erhalten, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert.

Alternativ besteht auch die Option, das Fahrzeug weiter zu nutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. Auf diesem Weg lassen sich etwa 20 bis 25 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises in Form einer finanziellen Entschädigung durchsetzen. Diese Summe soll den Wertverlust kompensieren, der durch die illegale Abgasmanipulation entstanden ist.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

Prüfen Sie jetzt Ihren Anspruch: