11.
Mai 2021

Wohnmobile: Wann herrscht Rechtssicherheit im Dieselskandal?

Im Rahmen des VW-Abgasskandals hat es fünf Jahre gedauert, bis das Team von Goldenstein Rechtsanwälte das erste Bundesgerichtshof-Urteil in der Sache erwirkte und damit für betroffene Verbraucher Rechtssicherheit sorgte. Die Halter von manipulierten Wohnmobilen mit einem Fiat- oder Iveco-Fahrgestell werden wohl deutlich schneller Klarheit haben, wenn es um ihren Entschädigungsanspruch in der Sache geht. Dennoch sollten betroffene Wohnmobil-Besitzer sich möglichst frühzeitig bezüglich ihrer juristischen Möglichkeiten informieren.

BGH-Urteil stärkt die Rechte von Wohnmobil-Besitzern

Grundsätzlich profitieren die Halter von manipulierten Wohnmobilen mit Fiat- und Iveco-Motoren von dem Dieselskandal-Urteil des Bundesgerichtshof aus dem Mai 2020. Damals entschieden die BGH-Richter, dass die Besitzer von illegal manipulierten Diesel-Fahrzeugen ihr Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückgeben können. Im Gegenzug erhalten diese eine Entschädigung erhalten, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert.

Für Wohnmobil-Besitzer bedeutet dies, dass die verbraucherrechtliche Grundlage in der Sache bereits geklärt wurde. Daher wird es im Fiat- und Iveco-Abgasskandal deutlich schneller gehen, bis der deutsche Bundesgerichtshof für Klarheit sorgt.

Die obersten Richter müssen nun nämlich nur noch bestimmen, ob die verwendeten Abschalteinrichtungen von Fiat tatsächlich illegal waren. Die Beweislage spricht diesbezüglich allerdings eine eindeutige Sprache. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass der BGH sich bereits im kommenden Jahr mit den Manipulationen bei Fiat und Iveco auseinandersetzt.

 

So funktionieren die Abschalteinrichtungen in Fiat- und Iveco-Modellen

Im Dezember 2020 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) klar definiert, dass Abschalteinrichtungen illegal sind, wenn sich die Abgasreinigung des jeweiligen Fahrzeugs dadurch zwischen dem Test- und Normalbetrieb unterscheidet. Dies ist im Fiat-Abgasskandal der Fall.

Die Abschalteinrichtungen des italienischen Autobauers sorgen nämlich dafür, dass sich die Abgasreinigung der manipulierten Fahrzeuge nach 22 Minuten teilweise vollständig abschaltet. Abgastests dauern in der Regel nur 20 Minuten. Darüber hinaus sollen bei Fiat auch Thermofenster eingesetzt worden sein, die den Abgasausstoß je nach Außentemperatur beeinflussen. Unabhängige Tests belegen eindeutig, dass Wohnmobile mit Fiat- und Iveco trotz europäischer Straßenzulassung unerlaubt viele Schadstoffe ausstoßen.

 

Mehr als 50 Wohnmobil-Hersteller setzen auf Fiat- und Iveco-Fahrgestelle

Auf diese Tatsache wurde auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits aufmerksam. Im vergangenen Jahr durchsuchten die Ermittler in Deutschland, Italien und der Schweiz Geschäftsräume von Fiat und Iveco. Im Herbst 2020 gab die Staatsanwaltschaft dann bekannt, dass insgesamt rund 200.000 manipulierte Fahrzeuge dieser Hersteller in Deutschland zugelassen wurden – darunter zahlreiche Wohnmobile.

Die Fahrgestelle und Motoren von Fiat und Iveco werden von insgesamt mehr als 50 verschiedenen Wohnmobil-Herstellern genutzt. Insbesondere der Fiat Ducato gilt bei nahezu jedem namhaften Reisemobilbauer als besonders beliebtes Basismodell. Bislang ist bekannt, dass Fahrzeuge aus den Baujahren 2014 bis 2019 mit den folgenden Motorentypen vom Wohnmobil-Abgasskandal bei Fiat und Iveco betroffen sind: 1.3 Liter 16V Multijet, 1.6 Liter Multijet, 1.6 Liter, 2.0 Liter Multijet, 2.0 Liter, 2.2 Liter Multijet II, 2.3 Liter, 2.3 Liter Multijet, 3.0 Liter.

 

Verbraucheranwalt erklärt die Rechtslage

“Betroffene Wohnmobil-Besitzer sollten sich rechtzeitig bezüglich ihrer juristischen Möglichkeiten in der Sache informieren”, meint der Rechtsanwalt Claus Goldenstein und ergänzt:

“Die Wohnmobile erfüllen die geltenden EU-Umweltrichtlinien nicht und hätten eigentlich nie zugelassen werden dürfen. Daher droht ihnen jederzeit die Stilllegung. Wer ein manipuliertes Wohnmobil besitzt, kann unter anderem deshalb Schadensersatzansprüche machen. Die Höhe des möglichen Schadensersatzes sinkt jedoch mit jedem neuen Tag, denn die Nutzungsdauer des Fahrzeugs wirkt sich negativ auf die fällige Entschädigungssumme aus.

Zudem stehen betroffenen Verbrauchern erst ab dem Tag der Klage-Einreichung Verzugszinsen zu, die diesen Wertverlust ausgleichen sollen. Wer zu lange mit der Durchsetzung seiner Rechte wartet, riskiert zudem den Eintritt der Verjährungsfrist. Gern beraten wir von Goldenstein Rechtsanwälte betroffene Wohnmobil-Besitzer kostenfrei bezüglich ihrer Rechte.”

 

Schadensersatz für Wohnmobil-Besitzer

Wer ein manipuliertes Wohnmobil besitzt, hat die Möglichkeit, das Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe von 20 bis 25 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises durchzusetzen. Deutlich höhere Entschädigungen erhalten Wohnmobil-Besitzer, die ihr Fahrzeug an Fiat oder Iveco zurückgeben. In diesem Fall sind Summen, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientieren, gängig. Zudem werden auch nachträgliche Einbauten wie zum Beispiel Heizungen oder Solaranlagen bei der Berechnung des Schadensersatzes berücksichtigt.

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