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Wieso deckte das KBA die Audi-Manipulationen erst so spät auf?
Im Herbst 2015 wurde der VW-Abgasskandal in den USA aufgedeckt. Dadurch, so würde man meinen, gingen bei dem deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) alle Alarmglocken an. Schließlich war schnell klar, dass die Behörde hierzulande zahlreichen VW-Modellen die Typengenehmigung erteilt hat, obwohl diese unerlaubt viele Schadstoffe ausstießen. Da liegt es doch nahe, dass auch andere Autobauer illegale Manipulationssoftware entwickelt und eingesetzt haben. Allerdings wurde erst 2017 die nächste Manipulation bei der VW-Tochter Audi aufgedeckt. Woran lag das?
KBA konnte den Abgasskandal gar nicht aufdecken
Tatsächlich hat das KBA Audi direkt nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals ins Visier genommen. Doch die Behörde hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht die Messgeräte, um Audi die Manipulation von Diesel-Fahrzeugen nachzuweisen. Daher ließ sich das KBA zunächst von Aussagen abspeisen, Audi habe keine Manipulationssoftware entwickelt oder eingesetzt.
Auf den Punkt gebracht bedeutet das, dass die deutsche Behörde, die die Abgaswerte neuer Fahrzeug-Modelle prüfen sollte, dazu überhaupt nicht in der Lage war. Neben Messtechnik soll es dem KBA jahrelang auch an nötigem Personal gefehlt haben. Demnach waren nur vier KBA-Mitarbeiter für die Typengenehmigung von rund 800 Fahrzeugen verantwortlich.
Selbst wenn das KBA also vor 2015 die technischen Möglichkeiten gehabt hätte, um den Abgasskandal aufzudecken, wäre dieses Unterfangen bereits an der fehlenden Manpower gescheitert. Für die Automobilindustrie war es daher extrem leicht, illegal manipulierte Modelle auf den Markt zu bringen. Fahrzeuge, die in Deutschland zugelassen wurden, durften nämlich EU-weit verkauft werden.
Audi-Abgasskandal betrifft auch VW und Porsche
Erst 2017 hatte das Kraftfahrt-Bundesamt mit eigenen Software-Experten die Fähigkeiten aufgebaut, illegale Abschalteinrichtungen in Diesel-Fahrzeugen aufzuspüren. Bereits nach kurzer Zeit wurden die KBA-Mitarbeiter fündig: In mehreren hochmotorisierten Audi-Autos wurden Abschalteinrichtungen entdeckt, die auf dem Prüfstand für bessere Schadstoffwerte sorgten als im Normalbetrieb. Mittlerweile hat die Behörde knapp eine halbe Million Fahrzeuge mit den manipulierten Audi-Motoren zurückgerufen.
Neben den Audi-Modellen A4, A5, A6, A7, A8, S6, S7, Q5, Q7 und SQ5 sind auch die VW-Modelle Amarok, Phaeton und Touareg sowie der Porsche Cayenne, Macan und Panamera vom Audi-Abgasskandal betroffen. Die manipulierten Audi-Motoren mit den Bezeichnungen EA896, EA897 und EA898 wurden nämlich auch in Fahrzeugen der Konzernschwestern verbaut.
Durch den Abgasskandal haben die manipulierten Diesel-Fahrzeuge unter anderem enorm an Wert verloren. Schließlich hätten auch die Fahrzeugbesitzer ihre Autos nicht zu denselben Konditionen erworben, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von dem Abgasskandal gewusst hätten. Noch heute sind die manipulierten Autos nämlich unter anderem einem ständigen Stilllegungsrisiko ausgesetzt.
Die Schadensersatzansprüche im Abgasskandal
Betroffene Verbraucher die Möglichkeit, ihr Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das manipulierte Auto zu behalten, um einen Teil des ursprünglichen Kaufpreises erstattet zu bekommen. Selbst nach dem Verkauf eines Abgasskandal-Autos können Verbraucher noch Schadensersatzansprüche durchsetzen.
Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.