19.
Jul 2022

US-Urteil gegen Fiat: Das müssen deutsche Fiat-Halter nun wissen

In den USA wurde Fiat gestern offiziell wegen der illegalen Manipulation von Diesel-Motoren verurteilt. Der italienische Autobauer hat sich in der Sache schuldig bekannt und eine Strafzahlung in Höhe von 300 Millionen US-Dollar akzeptiert. Das amerikanische Urteil hilft auch deutschen Haltern von manipulierten Fiat-Autos, denn im Rahmen des Verfahrens wurden unter anderem detaillierte Informationen zu den verwendeten Abschalteinrichtungen von Fiat veröffentlicht. Hierzulande haben vor allem Wohnmobil-Besitzer wegen des Fiat-Abgasskandals Anspruch auf Schadensersatz.

Verbraucheranwalt: US-Justiz veröffentlicht relevante Details zu Fiat-Abgasskandal

Der Verbraucheranwalt Claus Goldenstein, dessen gleichnamige Kanzlei unter anderem mehr als 42.500 Mandanten im Abgasskandal vertritt, ordnet das aktuelle Urteil ein: “Die US-Justiz hat bereits Hersteller wie Volkswagen oder Mercedes-Benz deutlich schneller wegen des Abgasskandals zur Rechenschaft gezogen als die Gerichte in Europa. Dieser Trend setzt sich nun auch bei Fiat fort.

Dass sich Fiat in der Sache schuldig bekannt hat, hilft in jedem Fall dabei, den Autobauer auch hierzulande wegen des Abgasskandals zu belangen. Ebenfalls hilfreich ist zudem, dass das zuständige US-Gericht detaillierte Informationen zu den von Fiat entwickelten Abschalteinrichtungen und den verantwortlichen Motorenentwicklern veröffentlicht hat.

Im Rahmen von unabhängigen Sachverständigengutachten, die wir von Goldenstein Rechtsanwälte anfertigen ließen, wurden die gleichen Abschalteinrichtungen in Fiat-Motoren entdeckt, die nun auch von der US-Justiz beschrieben werden. Fest steht zudem, dass die Entwickler, die in den USA für die Manipulation verantwortlich gemacht werden, auch in Europa für Fiat gearbeitet haben.”

Fiat-Abgasskandal in Deutschland: Vor allem Wohnmobile betroffen

“Die von Fiat verwendete Manipulationssoftware entspricht eindeutig der Definition einer unzulässigen Abschalteinrichtung, die von dem Europäische Gerichtshof vorgegeben wurde. Während des herkömmlichen Betriebs stoßen die manipulierten Fiat-Fahrzeuge nämlich oftmals ein Vielfaches der erlaubten Stickoxidmengen aus. Daher hätten die betroffenen Autos in Europa nie zugelassen werden dürfen. Allein in Deutschland könnten nun mehr als 200.000 manipulierte Autos mit Fiat-Motoren zurückgerufen werden.

In den USA wurden die manipulierten Fiat-Diesel-Motoren in mehr als 100.000 Jeep- und Ram-Fahrzeugen verbaut. In Deutschland sind vor allem Wohnmobile vom Fiat-Abgasskandal betroffen. Diese Information verkündete die Staatsanwaltschaft Frankfurt 2020, nachdem die zuständigen Ermittler zuvor mehrere Fiat-Büros wegen des Abgasskandals durchsucht hatten. Demnach wurde der Fiat Ducato, der als beliebtestes Basis-Modell für den Ausbau von Wohnmobilen gilt, illegal manipuliert.

Unabhängige Abgastests haben ergeben, dass in Europa Fiat-Fahrzeuge, die unter den Umweltnormen Euro 5 und Euro 6 zugelassen wurden, die vorgeschrieben Grenzwerte im Normalbetrieb massiv überschreiten. Lediglich Fiat-Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 6d-Temp halten die EU-weit vorgeschriebenen Schadstoffgrenzwerte tatsächlich ein. Wer ein Fahrzeug mit einem Fiat-Diesel-Motor aus den Baujahren 2014 bis 2019 besitzt, muss sich daher zeitnah auf einen Rückruf des eigenen Fahrzeugs einstellen”, ergänzt Goldenstein.

Deutsche Umwelthilfe kündigt rechtliche Schritte wegen ausbleibender Fiat-Rückrufe an

“Wegen der bislang ausgebliebenen Rückrufe in Europa hat die Deutsche Umwelthilfe zuletzt bereits rechtliche Schritte gegen das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt angekündigt, nachdem die Umweltorganisation mehrfach massive Schadstoff-Grenzwertüberschreitungen von Wohnmobilen mit Fiat-Motoren festgestellt hat.

Die Deutsche Umwelthilfe verlangt von dem Kraftfahrt-Bundesamt den Rückruf der betroffenen Fahrzeuge. Bis zuletzt verwies das KBA in der Sache jedoch stets an die italienischen Behörden, obwohl das Kraftfahrt-Bundesamt seit einer EU-Novelle aus dem September 2020 ebenfalls die Möglichkeit hat, Rückrufe für Fiat-Fahrzeuge anzuordnen.

Früher oder später wird es also definitiv auch in Europa zu amtlichen Rückrufen in der Sache kommen. Sollte es Fiat im Zuge dieser Rückrufe nicht schaffen, die Abgasreinigung der betroffenen Fahrzeuge zu normalisieren, droht diesen im schlimmsten Fall die Stilllegung. Aber auch sonst sind Wertverluste und mögliche Folgeschäden vorprogrammiert. Betroffene Fahrzeughalter sollten sich daher frühzeitig bezüglich rechtlicher Möglichkeiten in der Sache informieren”, erklärt Goldenstein abschließend”, sagt Goldenstein abschließend.

Diese Rechte haben betroffene Verbraucher wegen des Abgasskandals

Die Halter von illegal manipulierten Fahrzeugen haben Anspruch auf Schadensersatz. Schließlich hätten diese ihre Autos sicherlich nicht oder zumindest nicht zu denselben Konditionen erworben, wenn der Abgasskandal zum Kaufzeitpunkt bereits bekannt gewesen wäre.

Dementsprechend besteht grundsätzlich die Möglichkeit, das eigene Auto an den verantwortlichen Hersteller zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine finanzielle Entschädigung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das manipulierte Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe eines Teils des Kaufpreises durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust, der durch den Abgasskandal entstanden ist, kompensiert werden.

Abgasskandal-Klagen sind in vielen Fällen ohne finanzielles Risiko möglich. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann in der Regel auf die Dienste eines Prozesskostenfinanzierers zugreifen. Dieser übernimmt die vollen Verfahrenskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall einer Klage eine vorab definierte Provision.

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