20.
Dez 2021

Audi-Rückruf Code 23X6: Das sollten betroffene Fahrzeughalter beachten

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ließ seit dem 21.11.2018 zahlreiche Audi-Diesel-Modelle unter dem Code 23X6 wegen des Abgasskandals zurückrufen. Deutschlandweit wurden rund 172.000 hochmotorisierte Diesel-Fahrzeuge für ein Software-Update in die Werkstatt beordert. Wer ein solches Schreiben vom KBA oder von Audi erhält, sollte allerdings nicht vorschnell handeln und sich zunächst unbedingt rechtlich beraten lassen.

Auch Oberklasse-Modelle sind vom Abgasskandal betroffen

Der Rückruf 23X6 macht deutlich, dass auch Luxus-Fahrzeuge wie die Audi-Modelle A7, A8 und Q7 von illegalen Manipulationen nicht verschont wurden. Für viele Fahrzeughalter war das ein Schock. Schließlich haben sie für ihren Autos tief in die Tasche gegriffen mit der Erwartung, ein leistungsstarkes und qualitativ hochwertiges Fahrzeug zu erwerben. Das Rückrufschreiben brachte aber die bittere Erkenntnis, dass auch ihr PKW vom Abgasskandal betroffen ist.

Im Rahmen der Rückrufmaßnahme 23X6 wurden mehrere Audi-Modelle mit dem Diesel-Motor EA897 zur Durchführung eines Software-Updates in die nächste Werkstatt beordert. Betroffen sind Fahrzeuge der Modellreihen A4, A5, A6, A7, A8, Q5, Q7 sowie SQ5. Eine konkrete Auflistung aller vom Dieselskandal betroffenen Audi-Modelle ist unter diesem Link zu finden.

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Welche Folgen hat der Rückruf 23X6 für betroffene Fahrzeughalter?

Fahrzeughalter, die ein Schreiben mit dem Code 23X6 erhalten haben, können sich sicher sein, dass ihr Diesel-Fahrzeug illegal manipuliert wurde. Was von Audi beschönigend als Unregelmäßigkeit in der Motorsteuerungssoftware bezeichnet wird, ist genau betrachtet Betrug am Kunden. Schließlich haben die PKW-Besitzer viel Geld für ihren Diesel bezahlt, der mit dem Bekanntwerden des Abgasskandals wiederum enorm an Wert verloren hat. Das bekommen betroffene Audi-Halter vor allem dann zu spüren, wenn sie versuchen, ihr Fahrzeug weiterzuverkaufen.

Neben dem Wertverfall drohen den betroffenen Verbrauchern weitere negative Konsequenzen, wenn sie der Aufforderung in dem Rückrufschreiben 23X6 Folge leisten und ein Software-Update aufspielen lassen. Ein entsprechendes Update ist schließlich kein harmloses Unterfangen und führt oftmals zu Folgeschäden am Fahrzeug. Diese reichen von verstopften Partikelfiltern hin bis zu kostspieligen Motorstörungen. Besonders Besitzer von hochmotorisierten Fahrzeugen beschweren sich häufig über eine verminderte Leistung ihres Diesels. Wer das Software-Update an seinem Fahrzeug aufspielen lässt, riskiert also eine geringere Lebensdauer seines Diesels und muss außerdem mit vermehrten Werkstattterminen und den damit anfallenden Reparaturkosten rechnen.

Wird das Update hingegen verweigert, droht die Stilllegung des Autos. Diese hätten aufgrund der Diesel-Manipulation für den normalen Straßenbetrieb nämlich nie zugelassen werden dürfen.

So manipulierte Audi den Diesel-Motor EA897

Das KBA entdeckte mindestens vier illegale Abschalteinrichtungen in der Steuerungssoftware des verbauten Motors EA897. Diese erkennen anhand verschiedener Aktivierungsparameter wie der Motordrehzahl, dem Umgebungsluftdruck sowie der Umgebungs-, Motoren- und Motoröltemperatur, wenn sich das Fahrzeug auf dem Prüfstand befindet. Ist das der Fall, schaltet das Fahrzeug in einen umweltfreundlichen Modus. Im normalen Straßenbetrieb hingegen wird die Abgasreinigung heruntergefahren, was wiederum dafür sorgt, dass die Autos um ein Vielfaches der erlaubten Schadstoff-Mengen ausstoßen.

Mittels eines Software-Updates soll die im Diesel-Motor verbaute Manipulationssoftware entfernt und die Abgasreinigung damit normalisiert werden. Dennoch sollten vom Rückruf 23X6 betroffene lieber zwei Mal überlegen, ob sie das Update aufspielen lassen wollen, wie Rechtsanwalt Claus Goldenstein im Folgenden erklärt.

Verbraucheranwalt rät bei Rückruf 23X6: Vor einem Update unbedingt Rechtslage prüfen

Betroffene Fahrzeughalter sollten sich bei einem Rückruf definitiv nicht gleich auf den Weg zur nächsten Werkstatt machen. Stattdessen sollte man sich vor der Durchführung eines Software-Updates in jedem Fall zunächst rechtlicher Rat einholen. Egal, ob es sich um eine freiwillige Servicemaßnahme handelt oder um einen amtlichen Rückruf durch das Kraftfahrt-Bundesamt“, erklärt Goldenstein. Er ergänzt:

Wurde die Manipulationssoftware bei einem Software-Update nämlich erst einmal entfernt, kann dessen Wirkungsweise nicht länger nachvollzogen werden. Das kann für den Erfolg einer Schadensersatzklage allerdings entscheidend sein. Außerdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass eine entsprechende Nachrüstung nicht selten zu Fahrzeugproblemen führt. Darunter fallen unter anderem unangenehme Gerüche, ein erhöhter Kraftstoffverbraucht und sogar schwerwiegende Motorprobleme.“

Wer also ein Rückrufschreiben mit dem Code 23X6 erhalten hat, sollte sich im Vorfeld zunächst bezüglich seiner Rechte informieren, um im Nachhinein keine böse Überraschung zu erleben.

Diese Rechte haben betroffene Audi-Halter

Verbraucher, die vom Audi-Abgasskandal betroffen sind, haben Anspruch auf Schadensersatz. Schließlich hätten sie ihr Auto sicherlich nicht zu den gleichen Konditionen erworben, wenn sie zum Kaufzeitpunkt bereits von der Manipulation gewusst hätten. Das sehen auch nahezu sämtliche Gerichte in Deutschland so – sogar der Bundesgerichthof (BGH) stellt sich erst kürzlich mit einem verbraucherfreundlichen Urteil auf die Seite der betroffenen Diesel-Kläger.

Wer ein Abgasskandal-Auto besitzt, kann dieses im Rahmen der Rückabwicklung an den verantwortlichen Hersteller – in dem Fall also Audi – zurückzugeben. Im Gegenzug winkt eine Entschädigung, die sich am ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ besteht die Möglichkeit, das betroffene Fahrzeug zu behalten und weiter zu nutzen. In dem Fall steht den Verbrauchern eine Entschädigung in Höhe von etwa 20 Prozent des Kaufpreises zu. Damit soll der Wertverlust, der durch die Abgasmanipulation entstanden ist, kompensiert werden.

Wer rechtsschutzversichert ist, kann seine Rechtsansprüche ohne finanzielles Risiko durchsetzen. Im Normalfall übernehmen die Versicherungen nämlich sämtliche Prozesskosten. Wer nicht rechtsschutzversichert ist, kann zudem oft auf die Unterstützung eines Prozesskostenfinanzierers zählen. Dieser übernimmt sämtliche Prozesskosten und bezieht lediglich im Erfolgsfall eine vorab definierte Provision.

Nach Rückruf 23X6 droht vielen Verbrauchern die Verjährung

Wer sein Rückrufschreiben bereits im Jahr 2018 erhalten hat, sollte keine Zeit mehr verlieren und sich schnellstmöglich hinsichtlich der eigenen Rechte beraten lassen. Die Entschädigungsansprüche derjenigen drohen sonst zum Jahreswechsel zu verjähren. In Deutschland gilt nämlich eine Verjährungsfrist von drei Jahren zum Jahresende ab dem Zeitpunkt der Kenntnisnahme der geschädigten Person. Nach Eintritt der Verjährung wird es für betroffene Verbraucher immer schwieriger, ihre Rechtsansprüche erfolgreich durchzusetzen. Sie sollten also nicht länger damit warten.

Audi bewertet eigene Erfolgschancen vor Gericht als schlecht

Wie gut die Chancen betroffener Fahrzeughalter im Audi-Skandal stehen, zeigt ein aktuelles Verfahren vor dem Bundesgerichtshof. Am 16. Dezember 2021 sollte der BGH in einem Grundsatzurteil endgültig darüber entscheiden, ob Audi wegen des Abgasskandals Schadensersatz an betroffene Fahrzeughalter zahlen muss. Sogar der Autobauer rechnete bereits mit einem verbraucherfreundlichen Urteil und verhinderte dieses, indem er sich in letzter Sekunde dazu bereit erklärte, dem Kläger Schadensersatz zu zahlen, um dadurch ein Grundsatzurteil zu verhindern.

Damit ist offensichtlich, dass Audi seine eigenen Erfolgschancen vor dem BGH als zu gering einstufte. Wäre es nämlich zu einem entsprechenden Grundsatzurteil gekommen, wäre vermutlich eine große Klagewelle die Folge. Schließlich stünde dann endgültig fest, dass die Halter der manipulierten Fahrzeuge Anspruch auf Schadensersatz haben. Einen einzelnen Kläger zu entschädigen, war für den Großkonzern somit das kleinere Übel.

Betroffene Verbraucher sollten diese Aktion als klares Signal dafür sehen, dass ihre eigenen Erfolgschancen im Audi-Abgasskandal besser stehen, denn je. Wer also einen manipulierten Audi besitzt, sollte seine Rechtsansprüche schnellstmöglich prüfen, um keine Verjährung zu riskieren.

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