15.
Feb 2022

Die ersten Rückrufe bringen Bewegung in den Fiat-Abgasskandal

Seitdem die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Sommer 2020 wegen des Abgasskandals mehrere Razzien in Geschäftsgebäuden von Fiat durchführte, rechnen die Halter von Diesel-Fahrzeugen des italienischen Herstellers mit einem Rückruf ihrer Autos. Tatsächlich werden die Besitzer von manipulierten Fiat-Fahrzeugen der Modellreihen 500x und Doblò seit Ende 2021 dazu aufgerufen, ihre Fahrzeuge für ein Software-Update in die Werkstatt zu bringen. Zeitnah werden wohl auch weitere Fiat-Modelle wegen des Abgasskandals zurückgerufen.

Fiat-Abgasskandal betrifft die Wohnmobil-Szene 

Vor allem der Fiat Ducato steht bereits seit Längerem unter Manipulationsverdacht. Als die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Herbst 2020 verkündete, dass von den mehr als 200.000 manipulierten Fiat-Autos in Deutschland vor allem Wohnmobile betroffen seien, rückte der Kastenwagen von Fiat schnell in den Fokus der Öffentlichkeit.

Der Fiat Ducato wird nämlich von rund zwei Dritteln aller Wohnmobilhersteller als Fahrgestell genutzt. Quasi sämtliche namhafte Hersteller von Wohnmobilen wie Hymer, Dethleffs oder Carthago setzen bei ihren Fahrzeugen auf die Diesel-Version des Fiat Ducato. Insgesamt kommt der Fiat Ducato bei mehr als 50 Wohnmobilherstellern als Basismodelle zum Einsatz.

Fiat Ducato: Rückrufwelle droht 

Nachdem die ersten Fiat-Modelle nun wegen des Abgasskandals zurückgerufen wurden, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch der Ducato von einem amtlichen Rückruf betroffen ist. Unabhängige Abgastests haben nämlich ergeben, dass mehrere Ducato-Fahrzeuge der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 im Normalbetrieb deutlich höhere Schadstoffmengen ausstoßen als auf dem Prüfstand. Die Fahrzeuge erfüllen also eigentlich nicht die Zulassungskriterien in der Europäischen Union.

Im Rahmen eines Rückrufs müssten die betroffenen Fahrzeughalter ihre Autos in die Werkstatt bringen, damit diese vor Ort ein Software-Update erhalten. Dieses Update soll die Abgasreinigung der manipulierten Autos normalisieren. Allerdings enden die Probleme betroffener PKW-Besitzer häufig nicht mit der Durchführung eines solchen Updates. Software-Aktualisierungen führen nämlich oft auch zu unliebsamen Begleiterscheinungen.

Software-Updates können zu Folgeschäden führen 

So klagen die Halter von upgedateten Fahrzeugen nach dem Update unter anderem über unangenehme Geräusche, einen erhöhten Kraftstoff- und AdBlue-Verbrauch und teilweise sogar über kostspielige Motorschäden. Da die Folgeschäden meist nicht unmittelbar nach der Software-Aktualisierung auftreten, ist der direkte Zusammenhang zwischen Update und Fahrzeugschaden schwer nachweisbar. Deshalb kommen die verantwortlichen Autobauer in der Regel nicht für die fälligen Reparaturkosten auf.

Das ist insofern brisant, da Autoexperten bereits länger in Frage stellen, ob Software-Updates die Abgasreinigung von Autos normalisieren können, ohne mittelfristig negative Schäden herbeizuführen. Schließlich wurden die Fahrzeuge gar nicht dafür konzipiert, Schadstoffe gesetzeskonform zu filtern. Deshalb können nach dem Update beispielsweise die verbauten Partikelfilter verstopfen, wodurch nach mehreren Wochen oder Monaten weitere Folgeschäden auftreten können.

Die Schadensersatzansprüche im Abgasskandal 

Wäre das Risiko solcher Fahrzeugmängel zum Kaufzeitpunkt schon bekannt gewesen, hätten die betroffenen PKW-Halter ihre Fahrzeuge wohl zu deutlich günstigeren Konditionen oder überhaupt nicht erworben. Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt bringen manipulierte Fahrzeuge oft deutlich weniger ein als Autos, die nicht vom Abgasskandal betroffen sind. Doch die Halter dieser Autos haben die Möglichkeit, sich gegen diesen Betrug zu wehren.

So besteht unter anderem die Option, den verantwortlichen Hersteller juristisch zur Rücknahme des manipulierten Autos zu verpflichten. Im Gegenzug winkt eine Entschädigungszahlung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das eigene Fahrzeug zu behalten und einen Teil des Kaufpreises in Form einer finanziellen Entschädigung durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust kompensiert werden, der durch den Abgasskandal entstanden ist.

Abgasskandal-Klagen sind oft ohne finanzielles Risiko möglich. Sämtliche Rechtsschutzversicherungen übernehmen nämlich alle anfallenden Kosten für ihre Kunden. Wer nicht versichert ist, kann zudem auf die Dienste eines sogenannten Prozesskostenfinanzierers zurückgreifen. Dieser übernimmt das komplette Verfahrensrisiko für Verbraucher und bezieht ausschließlich im Erfolgsfall eine geringe Provision für diese Dienste.

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