06.
Jan 2022

Code 2090008: Großer Rückruf bei Mercedes wegen illegaler Manipulationen?

Daimler muss aktuell bereits zum 16. Mal in den vergangenen zwei Monaten Fahrzeuge aufgrund von Mängeln zurückrufen. Unter dem Rückrufcode 2090008 beordert der Stuttgarter Autobauer deutschlandweit knapp eine Viertelmillion Diesel-Fahrzeuge in die Werkstatt. Im Gegensatz zu früheren Mercedes-Rückrufe handelt es sich in diesem Fall aber nicht um Probleme wegen des Abgasskandals.

Rückruf erfolgte wegen Brandgefahr

Die weltweit mehr als 800.000 Mercedes-Autos müssen in die Werkstatt, weil die verbaute Kühlmittelpumpe undicht ist. Das könnte zu einem Anstieg der Bauteiltemperatur und im schlimmsten Fall sogar zu einem Brand führen. Mercedes rät betroffenen Haltern deshalb sogar dazu, die Fahrzeuge bis zum Umbau nicht zu nutzen. Allerdings kann der Hersteller die Autos erst in mehreren Wochen reparieren, da bestimmte Bauteile hierfür nicht verfügbar sind.

Bei den zurückgerufenen Fahrzeugen handelt es sich um die Mercedes-C-, E-, G- und S-Klasse sowie die Modellreihen GLC, GLE und GLS. Das sind zwar allesamt auch Fahrzeuge, die vom Mercedes-Abgasskandal betroffen sind. Doch in den aktuell zurückgerufenen Fahrzeugen wurden Mercedes-Motoren mit den Bezeichnungen OM654 und OM656 verbaut. Der Abgasskandal betrifft nach aktuellem Kenntnisstand hingegen Fahrzeuge mit den Motoren OM607, OM622, OM626, OM640, OM642 und OM651.

Kühlmittelpumpe spielt auch im Abgasskandal eine Rolle

Parallelen zwischen den aktuellen Rückrufen und den Rückrufen im Zusammenhang mit dem Mercedes-Abgasskandal gibt es dennoch. Auch im Zusammenhang mit der illegalen Manipulation von Mercedes-Fahrzeugen steht nämlich die Kühlmittelpumpe im Mittelpunkt.

Konkret erkennen die manipulierten Fahrzeuge, wenn sie sich auf dem Prüfstand befinden und fahren ihre Kühlmittelsolltemperatur in diesem Moment von 100 auf 70 Grad Celsius herunter. Dies führt zu einem deutlich geringeren Stickoxid-Ausstoß. Im herkömmlichen Straßenbetrieb steigt die Kühlmittelsolltemperatur hingegen standardmäßig auf 100 Grad an und damit auch der Schadstoffausstoß der betroffenen PKW. Aufgrund ihrer schlechten Abgaswerte hätten die betroffenen Fahrzeuge daher eigentlich gar nicht zugelassen werden dürfen.

Mehr als 500.000 Mercedes-Autos wegen Abgasskandal zurückgerufen

Als der Schwindel aufflog, rief das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die betroffenen Fahrzeuge zurück. Mittlerweile sind deutschlandweit mehr als 500.000 Mercedes-Autos von Abgasskandal-Rückrufen betroffen. Die Fahrzeuge erhielten in der Werkstatt ein Software-Update, das die Abgasreinigung normalisieren sollte. Doch viele Automobil-Experten kritisieren, dass solche Software-Updates den vorhandenen Mangel nicht beseitigen, sondern nur verschieben.

Da die Fahrzeuge gar nicht darauf ausgerichtet sind, Schadstoffe gesetzeskonform zu filtern, drohen nach der Installation im schlimmsten Fall Motorschäden. Aber auch andere Begleiterscheinungen wie ein erhöhter Kraftstoff- oder AdBlue-Verbrauch treten häufig nach der Installation solcher Updates auf. Umfragen zufolge klagt jeder zweite Halter eines manipulierten Autos im Anschluss an ein Software-Update über Folgeschäden.

Schadensersatzansprüche im Mercedes-Abgasskandal

Nicht zuletzt möglicher Folgeschäden in Folge der Software-Updates haben illegal manipulierte Autos massiv an Wert verloren. Doch betroffene PKW-Besitzer können sich gegen juristisch dagegen wehren und Schadensersatzansprüche wegen des Abgasskandals geltend machen.

So besteht unter anderem die Möglichkeit, Daimler juristisch zur Rücknahme des manipulierten Autos zu verpflichten. Im Gegenzug winkt eine Entschädigungszahlung, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientiert. Alternativ ist es auch möglich, das eigene Fahrzeug zu behalten und einen Teil des Kaufpreises in Form einer finanziellen Entschädigung durchzusetzen. Dadurch soll der Wertverlust kompensiert werden, der durch den Abgasskandal entstanden ist.

Abgasskandal-Klagen sind oft ohne finanzielles Risiko möglich. Sämtliche Rechtsschutzversicherungen übernehmen nämlich alle anfallenden Kosten für ihre Kunden. Wer nicht versichert ist, kann zudem auf die Dienste eines sogenannten Prozesskostenfinanzierers zurückgreifen. Dieser übernimmt das komplette Verfahrensrisiko für Verbraucher und bezieht ausschließlich im Erfolgsfall eine geringe Provision für diese Dienste.

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